Schwarzer Sonntag by Thomas Harris

Schwarzer Sonntag by Thomas Harris

Autor:Thomas Harris [Harris, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453029170
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1999-01-01T23:00:00+00:00


13

E S IST WENIGER GEFÄHRLICH, eine Anakonda mit einer brennenden Zigarette zu reizen, als einen New Yorker Polizisten umzubringen. New Yorks beste Männer sind schrecklich in ihrem Zorn. Sie jagen einen Polizistenmörder ohne Erbarmen. Sie vergessen niemals, sie vergeben niemals. Ein Mord an Kabakov

- und das daraus resultierende diplomatische Hickhack sowie der Druck seitens des Justizministeriums - hätte vielleicht zu einer Pressekonferenz des Bürgermeisters und des Polizeipräsidenten und zu einem Rund-um-die-Uhr-Einsatz von zwanzig bis dreißig Kriminalbeamten geführt. Aber der Nadel in Sullivans Nacken wegen brannten über 30000 Polizisten in den fünf Bezirken der Stadt darauf, sich an der Suche nach dem Mörder zu beteiligen.

Trotz Rachels Einwänden verließ Kabakov am nächsten Tag gegen Mittag sein Krankenbett im Gästezimmer ihrer Wohnung und besuchte Sullivan. Seine Wut war einer stumpfen Verzweiflung gewichen. Sullivan war schon wieder so weit bei Kräften, daß er ein Indentikit zusammensetzen konnte. Er hatte die Frau bei guter Beleuchtung gesehen, und nicht nur von vorn, sondern auch im Profil. Mit Hilfe des Identikits und eines Polizeizeichners setzten Kabakov, Sullivan und der Wachmann des Krankenhauses gemeinsam ein Phantombild zusammen, das Dahlia Iyad sehr ähnlich war. Als die Fünfzehn-Uhr-Schicht den Dienst antrat, hatte jeder Streifenpolizist und jeder Kriminalbeamte einen Abzug des Phantombilds in der Tasche. Die Frühausgabe der Daily News brachte das Bild auf der zweiten Seite.

Sechs Polizisten vom Erkennungsdienst und vier Beamte von der Einwanderungsbehörde durchforschten, jeder mit einem Abzug des Bildes versehen, die Kartei, in der alle in die Vereinigten Staaten eingereisten Araber verzeichnet waren.

Nur Oberschwester Emma Ryan, die FBI-Agenten, die den Fall bearbeiteten, und die höchsten Beamten der New Yorker Polizei wußten, daß zwischen Kabakov und dem Vorfall im Krankenhaus ein Zusammenhang bestand. Emma Ryan konnte schweigen.

Washington wünschte keine Terroristenpanik, und das gleiche galt für die Justizbehörden. Bei den Ermittlungen in einem Fall, der so schlimm enden konnte wie dieser, wollte man nicht auch noch die Massenmedien auf dem Hals haben. Die Polizei erklärte der Öffentlichkeit gegenüber, der Eindringling habe es wahrscheinlich auf Narkotika und wertvolles radioaktives Material abgesehen. Diese Erklärung befriedigte die Presse zwar nicht ganz, doch bei der erdrückenden Flut von Meldungen über Ereignisse in New York City vergessen die Journalisten leicht die Nachrichten von gestern. Die Behörden hofften, das Interesse der Medien würde nach ein paar Tagen nachlassen.

Und Dahlia hoffte, Landers Zorn würde nachlassen. Er war außer sich vor Wut, als er ihr Phantombild in der Zeitung sah und erfuhr, was sie getan hatte. Einen Augenblick glaubte sie, er würde sie umbringen. Sie nickte kläglich, als er ihr verbot, noch irgend etwas gegen Kabakov zu unternehmen. Fasil blieb zwei Tage in seinem Zimmer.

Kabakovs Genesungsaufenthalt in ihrer Wohnung war für Rachel Bauman eine merkwürdige, fast unwirkliche Zeit. Ihre Wohnung glänzte vor Sauberkeit und Ordnung, und er bewegte sich darin wie ein zerzauster Kater nach einer Balgerei im Regen. Wenn Kabakov und Moschevsky in ihrer Wohnung waren, kamen Rachel die Räume und Möbel klein und wie verändert vor, dabei machten die beiden riesigen Männer erstaunlich wenig Lärm. Anfangs war sie froh darüber, doch schließlich wurde es ihr beinahe etwas unheimlich.



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