Schwarzer Bock by Oliver Reinhardt

Autor:Oliver Reinhardt
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Mainbook
veröffentlicht: 2017-03-18T16:00:00+00:00

23

In der Küche bereitete sich Blau auf die Fütterung der Ameisen vor. Grün und Grau waren unterwegs. Er mochte dieses Unternehmen. Es war eine gute Sache. Die wichtigste Aufgabe in diesem Plan hatten seine Kollegen ihm zugeteilt. Er war sofort bereit dazu gewesen, diesen schwierigen Job zu übernehmen. Gästebetreuung. So konnte man im weiteren Sinne das beschreiben, was er tat. Ein Dienst, den Blau zum Wohle der Gruppe in Demut und Selbstaufgabe tun wollte. Seinem psychologischen Geschick und der diplomatischen Ader, die er zweifellos besaß, war es zu verdanken, dass mit den Ameisen im Gästezimmer alles glatt lief. Bis auf das eine Mal. Aber das war nicht seine Schuld gewesen. Das Mädchen musste irgendwie instruiert worden sein. Von außen. Jemand musste ihr gezeigt haben, wie man fliehen konnte. Gegen eine solche Sabotage war man machtlos. Natürlich hatte er dieses Schlupfloch in Form einer nicht abgeschlossenen Tür sofort dichtgemacht. Alles war in Ordnung. Nur ihm war es zu verdanken, dass nicht noch mehr Ameisen geflohen waren. Sie würden das Mädchen schon wiederfinden. Dann war es an ihm, ein Exempel an ihr zu statuieren. Es musste dem Kroppzeug im Keller völlig klar sein, wie ein solch nutzloses Unterfangen endete. Lange hatte er über die Bestrafung nachgedacht. Sie würde in drei Stufen erfolgen.

Zuerst musste es kahlgeschoren werden. So hatte sein Vater es einmal mit seiner Mutter gemacht, nachdem sie während der Kerb in Groß-Umstadt etwas mit einem anderen Mann gemacht hatte. Etwas Schmutziges. Danach hatte sie nie wieder etwas gemacht. Außer dem Haushalt und Einkaufen gehen.

Dann mussten die Füße abgeschnitten werden. Die Füße hatten es ja in die Freiheit getragen, obwohl die Zeit dafür noch nicht gekommen war.

Zum Schluss wurde es verbrannt.

Blau war sich noch nicht klar darüber, ob das Gästezimmer dafür der richtige Ort sein könnte. Es gab keine Fenster und die Rauchentwicklung war sicherlich enorm. Aber dieses Problem wollte er lösen, sobald es soweit war. Im Moment gab es wichtigeres. Das Unternehmen funktionierte prächtig. Jeder Mann stand auf seinem Posten und funktionierte wie ein gut geöltes Zahnrad in einer teuren Schweizer Uhr. Geld floss ohne Ende und reichlich. Er sparte es. Fast alles. Denn er hatte einen Traum.

Blau war fasziniert von einem besonderen Gedanken. Afrika. Er wollte nach Afrika. Grenzenloses Land. Mächtige Weite. Dumme Menschen. Der Plan für sein Leben nach diesem Job war der Kauf eines Stückchens Land in ›Deutsch-Südwest‹. Heute hieß es Namibia. Er dachte an eine Größe von etwa tausend Hektar. Eine Rinderzucht sollte für sein künftiges Auskommen sorgen. Selbstverständlich konnte er eine Farm dieses Ausmaßes nicht allein bewirtschaften. Aber es gab dort ja genug Kaffer, die er kaufen konnte. Persönlich hatte er nichts gegen Kaffer. Sicher, er musste sie wahrscheinlich nach seinem Willen formen, aber dazu war er bereit. Hatte er für diese Dinge doch ein besonderes Händchen. Männer für die Farmarbeit und Frauen für den Haushalt. Und ein paar Weibchen zu seiner freien Verfügung. Viele Frauen dort hatten rasierte Köpfe, das hatte er gelesen. Er war noch nie in Afrika gewesen.

Blau sah an sich herunter. Die Verkleidung war vollständig.

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