Schwarze Pest aus Indien by Wolf Stefan

Schwarze Pest aus Indien by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


„Wir sind hier mit allergnädigster Erlaubnis“, erwiderte Tim. „Dr. Freund wies uns an, in dieser Weihestätte zu warten.“

„Du lügst wie immer. Du...“

„Tim lügt nicht“, sagte Kommissar Glockner und kam aus dem hinteren Teil des Konferenzzimmers, den Keismar nicht einsehen konnte. „Wir haben hier was zu erledigen, Herr... Bitte, würden Sie uns allein lassen.“

Moderlieschen glotzte.

Er hatte jetzt tatsächlich was Fischiges im Blick.

„Ich bin Kommissar Glockner“, setzte Gabys Vater hinzu, weil der Pauker ihn nicht kannte.

„Ah, wenn es so ist...“

Die Tür schloß sich.

„Das war Assessor Alois Keismar“, erklärte Tim. „Ich weiß nicht, weshalb er mich haßt. Aber er tut’s. Von Anfang an konnte er mich nicht leiden. Dabei habe ich in der ersten Zeit wirklich höflich geantwortet. Inzwischen ist Kleinkrieg entbrannt.“

Der Kommissar lächelte.

„Ich hörte, er hat ein Magengeschwür“, sagte Klößchen. „Eklig ist er zu allen, die keins haben.“

„Auf die Weise“, lachte Tim, „nehme ich für ihn bestimmt keinen Speck in die Tasche.“

„Häh?“ fragte Klößchen. „Was heißt das?“

„Ich werde mich nicht bei ihm anwanzen.“

Wieder wurde die Tür geöffnet.

Direktor Dr. Freund ließ Claudia Tümmel vorangehen. Aber das sah nicht nach Höflichkeit aus, sondern erweckte den Eindruck, als wolle er ihre Flucht verhindern. Die 18jährige trug noch Küchenkleidung, aber keine Schürze. Das Parfüm war zum großen Teil verweht. Nur ein Hauch umschwebte sie noch. Der Schmollmund war fest zusammengepreßt, die Stupsnase erhoben. Lediglich das Wackeln der künstlichen Wimpern verriet eine gewisse Aufregung.

Dr. Freund — der auch dann nach Respektsperson aussah, wenn er ohne Krawatte und in Hauslatschen aus seiner Dienstwohnung kam — blickte ernst. Er war hochgewachsen, galt als streng, aber gerecht und hielt viel von Tim. Im Kreis der Pauker hatte er den TKKG-Häuptling erst kürzlich als hellen Kopf bezeichnet, als körperlich enorm belastbar und ausgestattet mit dem gesunden Ehrgeiz, immer der Beste zu sein — ohne dabei unfair zu werden, unkameradschaftlich, unehrlich oder sonstwie mies. Er hielt Tim sogar für geeignet, in späteren Jahren eine große Schule zu leiten. Höheres Lob konnte der Direx nicht vergeben. Der TKKG-Häuptling freilich hatte anderes vor.

„Hier ist Fräulein Tümmel, Herr Glockner“, sagte Dr. Freund. „Ich habe ihr erklärt, daß Sie einige Fragen an sie haben. Und daß unsere vier Schüler als Zeugen anwesend sind. Sie gestatten doch, Herr Glockner, daß ich zuhöre?“

„Selbstverständlich.“

Der Direx zog sich ans Kopfende des langen Konferenztisches zurück, wo vermutlich sein Stammplatz war.

Jedenfalls konnte Dr. Freund sich den Stuhl zurechtrücken, ohne daß es scharrte.

Claudias Gesicht war etwas blasser als sonst, stellte Tim fest. Aber Trotz verhärtete ihre Züge. Oder war sie nur aufgeregt?

„Setzen Sie sich!“ sagte Glockner und schob ihr einen Stuhl hin. Er selbst blieb stehen.

Tim tauschte Blicke mit seinen Freunden.

Alle waren gespannt.

Klößchen fühlte sich unbehaglich. Sein Magen grummelte zwar nur noch schwach. Aber Willi fühlte sich wie ein Verräter an seinen Extraportionen.

„Fräulein Tümmel“, sagte der Kommissar, „wir haben Grund zu der Annahme, daß Sie einen steckbrieflich gesuchten Kriminellen kennen — vermutlich sogar gut kennen. Ich meine Detlef Knobel.“

Claudia hob den Kopf. Unter ihren getuschten Wimpern sah sie Glockner ausdruckslos an.

„Wer ist das? Ich glaube nicht, daß ich den kenne.“

„Sie glauben es nicht?“

„Es gibt Typen, von denen ich nur den Spitznamen weiß.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.