Schwarze Nebel by Michael Crichton
Autor:Michael Crichton
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: sf
Die Ereignisse in der Folge der ersten Schlacht
Wahrlich, das Volk der Nordlande betragt sich niemals wie menschliche Wesen von Vernunft und Verstand. Nach dem Angriff der Dunstungeheuer und ihrem Zurückschlagen durch Buliwyf und sein Gefolge, darunter auch ich, unternahmen die Mannen aus dem Königreich des Rothgar nichts. Es gab keinerlei Feierlichkeit, kein Gelage, kein Jubilieren oder Frohlocken. Von weit und fern kamen die Menschen des Königreiches, den herabbaumelnden Arm des Unholdes zu betrachten, welcher in der großen Halle hing, und dies begrüßten sie mit großem Erstaunen und Verwunderung. Doch Rothgar selbst, der halbblinde alte Mann, verriet keinerlei Freude und überreichte Buliwyf und seinem Gefolge keinerlei Geschenk, bereitete keinerlei Gelage, bedachte ihn mit keinerlei Sklaven, keinerlei Silber, keinerlei kostbaren Gewändern oder einem anderen Zeichen der Ehre. Anstatt seiner Freude Ausdruck zu verleihen, zog König Rothgar ein langes Gesicht und war ernst und schien furchtsamer denn zuvor. Ich selbst argwöhnte, obgleich ich es nicht laut aussprach, daß Rothgar dem früheren Zustande, bevor der schwarze Dunst geschlagen war, den Vorzug gab. Noch betrug sich Buliwyf in seinem Verhalten anders. Er forderte zu keinerlei Feierlichkeiten auf, keinem Gelage, keinem Trinken und Speisen. Die Edlen, welche in der nächtlichen Schlacht so wacker gestorben, wurden eilends in Gruben mit hölzernem Dach darüber gelegt und dort für die festgesetzten zehn Tage belassen. Diese Angelegenheit ward hastig ausgeführt.
Doch geschah es nun beim Hinbetten der toten Krieger, daß Buliwyf und seine Gefährten Heiterkeit zeigten oder sich ein Lächeln gestatteten. Nach einer weiteren Zeitspanne unter den Nordmännern erfuhr ich, daß sie angesichts eines jeglichen Toten in der Schlacht lächeln, denn dies wird als Ausdruck der Freude im Namen der Getöteten betrachtet, und nicht der Lebenden. Sie sind erfreut, wenn ein Mann den Schlachtentod stirbt. Überdies halten sie das Gegenteil für wahr; sie zeigen sich bekümmert, wenn ein Mann im Schlafe stirbt oder in einem Bett. Von einem solchen Manne sagen sie: »Er starb wie eine Kuh im Stroh.« Dies ist keine Beleidigung, sondern es ist ein Grund, den Toten zu beklagen.
Die Nordmänner glauben, daß die Art, wie ein Mann stirbt, über seinen Zustand im Leben nach dem Tode entscheidet, und den Tod als Krieger in der Schlacht schätzen sie über alles. Ein »Strohtod« ist schändlich. Von einem jeglichen Manne, welcher im Schlafe stirbt, heißt es, er sei durch die Maran oder Mahr der Nacht erdrosselt worden. Dieses Wesen ist eine Frau, wodurch ein solcher Tod als schändlich gilt, denn durch die Hände einer Frau zu sterben, das ist über alle Maßen erniedrigend. Überdies sagen sie, ohne Waffen zu sterben, ist erniedrigend, und ein Krieger der Nordmänner schläft stets mit seinen Waffen, damit er, wenn des Nachts die Maran kommt, seine Waffen zur Hand hat. Selten stirbt ein Krieger an einer Krankheit oder durch die Gebrechen des Alters. Ich hörte von einem König mit Namen Ane, welcher bis zu einem solchen Alter lebte, daß er einem Kinde gleich ward, zahnlos und von der Speise eines Kindes zehrend, und er verbrachte all seine Tage im Bett und trank Milch aus einem Horn. Doch ward mir dies als höchst ungewöhnlich im Nordlande berichtet.
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