Schwarze Nacht by Roman Andreas

Schwarze Nacht by Roman Andreas

Autor:Roman, Andreas [Roman, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00


Einige Zeit später wachte er auf und fühlte sich allein. Er musste aufs Klo, aber als er sich aus dem Bett erhob, sah er etwas in der dunklen Ecke des Flures stehen.

Etwas Großes, Schmales. Es stand ganz still.

David blieb stehen.

Das war natürlich das Mondlicht, das durch das Dachfenster fiel, und die Schatten, die von allem ringsum aufstiegen. Da war nichts.

Aber David blieb stehen. Er wollte sich nicht bewegen, er dachte, wenn ich mucksmäuschenstill stehen bleibe, bis die Sonne aufgeht, dann sieht man mich nicht.

Der hinten in der Ecke bewegte sich auch nicht. Manchmal konnte es ein Mantel mit einer hochgeschlagenen Kapuze auf einem Bügel sein. Bis es auch nur die geringste Andeutung einer Bewegung gab.

Woher kommst du?, dachte David. Ist es mein verdammter Kopf, der mich mein ganzes Leben lang verarscht hat?

Schon unzählige Male in seinem Leben war er zu einer Ecke gegangen und hatte mit verschwitzten Händen an den Wänden entlanggetastet. Aber dieses Mal blieb er stehen.

Ich muss aufs Klo, dachte er. Deshalb wohne ich jetzt in einer Hütte, weil ich in der Lage sein muss, aufs Klo zu gehen.

(ja, Alter)

David ging langsam zum Badezimmer. Obwohl er keine Augen sehen konnte, schien der in der Ecke ihn mit dem Blick zu verfolgen. David starrte in die Schatten hinein, versuchte, sich eine Vorstellung von den Kleidern, die dort hingen, zu machen. Er war so nahe, dass er die Hand ausstrecken und ein Muster ertasten konnte, das die letzten Puzzleteile ausmachen würde.

Es wurde kalt. Die Kälte biss ihm in die Haut. Er ging über die Schwelle zum Badezimmer und klappte den Toilettendeckel hoch. Es schien, als würden die Konturen hinter ihm hergleiten und sich an ihn heranschleichen. Als er fertig war, spülte er und hatte Todesangst davor, sich umzudrehen.

Ich muss in der Lage sein, aufs Klo zu gehen, dachte er und biss sich auf die Lippe. Das muss mir gelingen.

Er fuhr herum.

Es verschwand.

(jemand da)

David kroch wieder ins Bett. Als er über den Rand der Decke schaute, konnte er fast um die Ecke in den Flur sehen. Es schien ihm, als könnte er erkennen, wie es sich zurückzog, so als würde es hinter der Wand hervorgucken, um festzustellen, ob David es mit seinem Blick heimlich verfolgte. David sank unter die Decke und hoffte, dass sich bald die Tür öffnen würde, damit das Licht hereinkäme.

Als er am nächsten Morgen den Schlüssel in das Schloss zur Hütte steckte und die Tür öffnete, merkte er, wie still es war, irgendwie anders als sonst. Heute war es grau bewölkt, und ein leichter Nieselregen fiel. Bevor er gefahren war, hatte Nina gesagt, es würde bald Schnee geben.

»Du bist nicht mehr in Stockholm, David. Hier kommt der Schnee früh, genau wie die Abende.«

Er ging langsam hinein, machte die Tür hinter sich jedoch nicht zu. Es war kalt, er blickte verstohlen nach links in das ungenutzte Zimmer. Die Tür stand halb offen, er beugte sich vor und stieß sie ganz auf.

»Zauselchen?«

Sie empfing ihn fast immer an der Tür, wenn sie nicht gerade tief schlief oder beleidigt war, was er nicht ausschlie-ßen konnte, schließlich hatte er sie die Nacht über allein gelassen.



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