Schreiner, Wolf by Beichtgeheimnis

Schreiner, Wolf by Beichtgeheimnis

Autor:Beichtgeheimnis
Die sprache: deu
Format: mobi, epub, azw3
veröffentlicht: 2012-08-15T17:05:57+00:00


30

Philipp Vallerot klappte seinen Laptop auf. »Während du dich auf der Hochzeit amüsiert hast, habe ich für dich gearbeitet. Und, was soll ich sagen, endlich haben wir einen Treffer gelandet.«

»Du machst mich neugierig.« Baltasar beugte sich hin-über. Auf dem Tisch waren Papiere verstreut, Ausdrucke von Dateien und E-Mails. »Ich sehe, du warst ausnahmsweise tatsächlich fleißig.«

»Reicht das, damit ich in den Himmel komme?« Vallerot setzte ein Unschuldsengelgesicht auf. »Es würde mich ungemein beruhigen, wenn meine guten Taten von höherer Stelle gewürdigt werden.«

»Ich rede mal mit dem lieben Gott, ob er bei dir eine Ausnahme macht. Für reuige Sünder, die sich wieder dem Glauben zuwenden, wird er wohl ein Auge zudrücken.«

»Ähh, von Glauben war nie die Rede, sondern von guten Taten, wie bei den Pfadfindern.«

»Wille und Absicht zählen genauso. Der Herr sorgt sich um jedes seiner Schäfchen, wie es so schön heißt.«

»Danke, dass du mich mit einem Schaf gleichsetzt. Habe ich da oben eigentlich Anspruch auf die ganze Packung, also Ernennung zum Engel, Heiligenschein, eigene Wolke und so?« Vallerot verdrehte die Augen. »Das wäre himmlisch.«

»Das musst du dir erst verdienen, glaube ich. Engel wird man nicht so ohne weiteres, das ist eine anspruchsvolle Karriere. Da braucht man Beziehungen.«

»Ich will eh kein Engel sein. Ständig in diesen weißen Nachthemden rumlaufen und beim Großen Außerirdischen antreten müssen. Und die Flügel stören sicher beim Schlafen, selbst wenn man sie einklappt. Aber auf meine eigene Wolke bestehe ich, eine Zwei-Zimmer-Wolke muss es schon sein, mit eigenem Bad und Dusche, möglichst Südbalkon, mit Flachbildschirm und einer kompletten Film-DVD-Sammlung.«

»Genug der Vorschusslorbeeren. Jetzt erzähl erst mal, was du gefunden hast. Danach reden wir über die Chancen deiner Himmelfahrt.«

»Also, du wirst überrascht sein. Bei der geheimnisvollen Waldmaus123 ist meine digitale Mausefalle zugeschnappt.«

»Ja und?«

»Geduld, Geduld. Ich bin bei einer Adresse gelandet.«

»Du machst es wirklich spannend. Also, ich tue dir den Gefallen und frage dich: Wer steckt hinter der Adresse?«

»Das weiß ich nicht.«

»Du weißt es nicht? Tolle Antwort.«

»Ich habe gesagt, ich kenne die Person nicht, die diese E-Mail verfasst hat. Aber ich habe die Adresse, von deren Internetanschluss die Botschaft abgeschickt wurde.«

»Und?«

»Die Adresse ist hier im Ort. Dort wohnt ...« Vallerot machte eine Kunstpause, »... die Familie Wohlrab!«

»Der Bürgermeister? Jetzt bin ich baff. Ich hatte bei der Waldmaus auf unsere Dame aus Passau getippt.« Es kam nur Agnes Wohlrab infrage, dachte Baltasar. Ihr Mann würde wohl kaum zweideutige Botschaften an den Bauunternehmer geschickt haben. Aber warum hatte sie das getan? Hatten die beiden ein Verhältnis gehabt? Agnes Wohlrab passte für Baltasar gar nicht in das Bild einer Frau, die fremdging. Oder doch? Vallerot war anderer Meinung.

»In diesem Ort ist alles möglich, glaub mir. Das bigotte Getue ist hier recht ausgeprägt, erst in die Kirche rennen und danach ordentlich sündigen. Es gibt nur einen Weg, es rauszufinden«, sagte er. »Die diplomatische Tour: Du musst mit ihr reden. Horch sie aus. Das solltest du als Priester doch draufhaben.«

Baltasar widersprach, es schien ihm keine gute Idee, fremde Leute vor den Kopf zu stoßen mit Fragen wie »Übrigens, hatten Sie ein Verhältnis mit ...?«. Auch konnte es sich einfach nur um Internetgeplänkel ohne ernsten Hintergrund gehandelt haben.



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