Schoenbuchrauschen by Dietrich Weichold

Schoenbuchrauschen by Dietrich Weichold

Autor:Dietrich Weichold [Weichold, Dietrich]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3842512791
Herausgeber: Silberburg-Verlag GmbH
veröffentlicht: 2013-11-15T23:00:00+00:00


20

»Klöppner hat Sie gestern sprechen wollen. Ich habe gesagt, dass ich nicht weiß, wo Sie sind.«

»Herr Staatsanwalt Dr. Klöppner heißt das, bitte«, sagte Kupfer und räusperte sich laut.

»Dann eben Dr. Klöppner.«

»Wann war das?«

»Gegen fünf.«

»Da hatte ich mein Handy leise gestellt, weil ich beim Gardinenaufhängen helfen musste.«

»Aber nicht daheim?«

»Nein, bei der hübschen Frau in der neuen Wohnung.«

»Haben Sie wieder ein Taschentuch entwendet?«

Darauf antwortete Kupfer nicht.

»Und wie war die Teestunde diesmal?«, fragte Paula Kussmaul weiter.

»Nichts war’s mit Teestunde. Aber umso interessanter. Stellen Sie sich vor, Theo Krumms Großtante ist richtig reich. Sie hat einen älteren Bruder beerbt, ihren einzigen, der von 1931 bis zu seinem Tod in den Sechzigerjahren in Brasilien im Edelsteingeschäft rumgemacht hat und dabei richtig edelsteinreich geworden ist. Er war ein armer einsamer Mensch und hatte niemanden auf der Welt als seine kleine Schwester Gerlinde. Und so hat sie das ganze Vermögen geerbt, das jetzt noch zum größten Teil in der Schweiz gebunkert ist. Und deswegen wollte die gute Tante Gerlinde mit ihrem Theo in die Schweiz, weil es dort Geld gibt.«

»Und das ist die Wahrheit?«

»Nichts als die Wahrheit.«

»Und Angela Merkel ist Miss Germany.«

»Habe ich da was verpasst? Von welchem Schönheitswettbewerb ist hier die Rede?«, fragte Feinäugle, der eben hereinkam. Er hatte den letzten Satz gehört und wusste ihn einzuordnen.

»Du hättest dabei sein sollen, als ich die schöne Laura besuchen durfte,« setzte ihn Kupfer ins Bild. »Die Frau lügt wie gedruckt. Aber der Reihe nach: Ich habe mich zuerst nach den Finanzen der alten Krumm erkundigt. Du hättest diesen Banker sehen sollen, wie er sich gewunden hat. Wenn er nicht genau gewusst hätte, dass ich auch mit einer gerichtlichen Verfügung oder einem Zettel vom Staatsanwalt kommen könnte, hätte er mir nichts gesagt. Ich sage dir, der Typ freut sich sogar über das Schweizer Bankgeheimnis und fühlt sich wie Graf Koks von der Gasanstalt, wenn er sich gnädig herablässt und uns mal ein paar Fragen beantwortet. Dass wir ein Recht darauf haben, hat er völlig verdrängt. Als der junge Krumm sich 18 000 Euro holte, um sein Auto zu bezahlen, und die Hensler von dem Konto 24 000 Euro für Möbel überwies, waren das kleine Kontobewegungen für ihn – im Zehntausenderbereich. Und wenn aus dem Schweizer Nebel heraus plötzlich Hunderttausende auf das Konto einer debilen alten Frau schneien, dann begrüßt er das als ganz normalen Geschäftsvorgang. Alles, was den Umsatz der Bank vergrößert, ist willkommen. Woher es kommt, ist ihm wurscht.«

»Und woher kommt es? Weißt du’s?«

»Nicht genau, aber ich ahne es und weiß eine schöne Story. Die schöne Laura hat die Standardgeschichte von der reichen Erbtante mit nur einem Neffen in die Vergangenheit verlängert. Gerlinde Krumm, die ihren ganzen Reichtum ihrem hilfsbereiten Großneffen Theo zur Verfügung stellte, war nämlich ihrerseits die einzige Erbin ihres einsamen Bruders, der in Brasilien mit Edelsteinen ein Vermögen machte. Und dann diese Tragik! Dieser erfolgreiche Wertschöpfer, Großonkel Albert, konnte seinen Reichtum nicht mehr voll genießen, weil er bei einem Autounfall ums Leben kam, die Erbin kann ihn nicht mehr genießen, weil sie den Geldsegen nicht



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