Schneewittchen-Fieber: Warum der Feminismus auf die Schnauze gefallen ist und uns das Retro-Weibchen beschert hat (German Edition) by Angelika Hager
Autor:Angelika Hager [Hager, Angelika]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Kremayr & Scheriau
veröffentlicht: 2014-11-17T05:00:00+00:00
Kampf dem Verdammungsfeminismus
In die situative Hitze platzte zu einem Zeitpunkt, der von keiner PR-Agentur besser ersonnen hätte werden können, der deutsche Schriftsteller Ralf Bönt mit seinem »notwendigen Manifest für den Mann«, das den dramatischen Titel »Das entehrte Geschlecht« trägt. Der verheiratete Bönt hat ein sanftes Gesicht und zwei süße Söhne, mit denen er gern jenseits des Vaterschafts-Pflichtprogramms viel Zeit verbringt, um eine richtige Liebesbeziehung entwickeln zu können. Bravo! Denn nichts anderes haben wir uns eigentlich von den Vätern unserer Kinder gewünscht, Herr Bönt.
Als zornig flammende Galionsfigur eines neuen Antifeminismus wirkt der Physiker und Autor mit den sanften Augen rein optisch völlig ungeeignet. Dennoch finden sich in seinem Pamphlet auch jene gefährlichen Verallgemeinerungen, die man – völlig zu Recht – dem Hardcore-Feminismus über Jahrzehnte zum Vorwurf gemacht hat. Das »betonierte Opfer-Täter-Schema«, das Bönt als so schädliches Nebenprodukt eines »aggressiven Feminismus« klassifiziert, bedient er in seiner Kampfschrift eigentlich genauso, indem er den Spieß einfach umdreht.
»Der Mann wird immer öfter behandelt, als sei er wunderlich, blind, aufgebläht und entstellt«, steht da in etwas überdrehtem Pathos zu lesen, »die Rolle des Mindermenschen wird ihm zugewiesen, und das Merkwürdige ist: Er nimmt das in der Regel gleichmütig hin.« Frauen hielten ihre Männer von den gemeinsamen Kindern fern und teilten ihnen allenfalls die Rolle von Störenfrieden zu. An anderer Stelle stellt Bönt eine Drei-Punkte-Forderung auf: »Wir brauchen ein Recht auf karrierefreies Leben, das Recht auf Krankheit jenseits der Vorwürfe von Hypochondrie und Gefühllosigkeit und das Recht auf geehrte Sexualität jenseits von Ablehnung, Diffamierung, Kapitalisierung und Kriminalisierung.«
Geht klar, Herr Bönt, sollte nämlich, geschlechtsunspezifisch, für alle Menschen gelten. In unserem Telefonat gestand Bönt ein, dass mit harmlosen, nicht zugespitzten Thesen natürlich keine »Diskurswippe« in Gang zu bringen sei und weder der Macho noch der Softie erstrebenswerte Männlichkeitskonzepte präsentierten: »Beide sind Muttersöhne, und beide haben Probleme mit ihrer Männlichkeit.«
In einem der Themenpunkte waren Herr Bönt und ich uns dann doch einig. Die Wirtschaftskrise und der damit verbundene Leistungsdruck würden alte Traditionen neu beleben. »Es gibt eine Bewegung«, so Bönt, »die die Frau wieder zu Hause bei den Kindern sieht und den Mann beruflich unter Vollgas. Nach 200 Jahren Feminismus ist das doch wirklich paradox.«
»Zu einem Unfall gehören immer zwei«, schrieb F. Scott Fitzgerald in seinem Roman »Der große Gatsby« – in dem Fall zwei Geschlechter.
Einen Mitstreiter in diesem deutschsprachigen Derivat der Angry-White-Men-Bewegung, wie sich die vom Feminismus entnervte Männerschaft in den USA nennt, hat Bönt in dem deutschen Männerforscher Gerhard Amendt gefunden. Der Soziologe forderte vor einigen Jahren in der Schweizer »Weltwoche« lautstark und mit entsprechendem Medienecho die Schließung der Frauenhäuser – zugunsten von »Familienzentren«: »Denn Frauen und Männer schlagen gleichermaßen zu – sei es milde oder hart. Alles andere ist realitätsblinder Unsinn.«
Dass das Selbstbild des Mannes so dellenreich und ramponiert in der gesellschaftlichen Landschaft stehe, sei vor allem dem »Verdammungsfeminismus« zu verdanken, wie Amendt die sich nicht mit Höflichkeiten aufhaltende Frauenbewegung beschreibt. Für das Fehlen einer produktiven Männerbewegung stellt er seinem Geschlecht ein Entschuldigungsschreiben aus: »Die Männer haben es leider in den letzten 20 Jahren verabsäumt, sich gegen
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