Schluss mit der Jungsdiaet by Eva Voeller

Schluss mit der Jungsdiaet by Eva Voeller

Autor:Eva Voeller [Voeller, Eva]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-06-06T22:00:00+00:00


Kapitel 15

Zu Hause wirkte alles wie ausgestorben, als ich die Tür aufschloss. Oma war nicht in der Küche und auch in ihrem Zimmer war es still. Als ich die angelehnte Tür vorsichtig einen Spalt öffnete, sah ich sie auf ihrer Chaiselongue unter dem Fenster ihr Nickerchen halten. Nur aus Markus’ Zimmer war Musik zu hören. Mir konnte es recht sein, denn ich war spät dran. Ich hatte gerade noch genug Zeit, meine Mathesachen in eine Tasche zu werfen und mir rasch das Haar zu kämmen, doch als ich gehen wollte, winkte mein Bruder mich in sein Zimmer. Sein Gesicht zeigte Anzeichen von Zorn und Verzweiflung. Obwohl ich in Eile war, folgte ich ihm, weil er gar so verstört dreinschaute.

»Was ist los? Ich muss weg!«

»Der Kerl ist hier!«

»Wer ist hier?«

»Mamas neuer Freund!«

»Welcher neue Freund?«

»Der, den sie gestern hier angeschleppt hat.«

»Wo ist er denn?«, fragte ich verdattert, obwohl ich mir die Antwort denken konnte.

»Na, in ihrem Zimmer!« Markus senkte die Stimme zu einem wütenden Flüstern, als er fortfuhr: »Er hat hier übernachtet!«

Ich starrte ihn perplex an. »Hier? Du meinst, hier in deinem Zimmer?«

»Quatsch! Bei Mama im Zimmer!«

Diese Neuigkeit warf mich um. Ich vergaß völlig, dass ich eigentlich dringend zur Nachhilfe wollte und dass Erik sicher schon auf mich wartete.

»Moment mal. Du meinst, sie hat gestern ihren neuen Freund zum ersten Mal hier angeschleppt und er hat gleich hier übernachtet? Bei ihr im Bett?«

»Klar. Auf dem Fußboden wird er wohl kaum gelegen haben.«

Ich zögerte, dann fragte ich: »Wie ist er denn so?«

»Er ist ein Arsch«, antwortete Markus inbrünstig.

»Woher willst du das wissen?«

»Weil er eben einer ist.«

Nach dieser erschöpfenden Auskunft überlegte ich, was ich jetzt tun sollte. Ich brannte darauf, mit eigenen Augen Markus’ Einschätzung zu überprüfen. Zumindest kennenlernen musste ich diesen Typ!

Mein Wunsch sollte erfüllt werden. Während mein Bruder und ich noch konspirativ beieinanderstanden, öffnete sich die Tür zu Mamas Zimmer und sie kam heraus. Gefolgt von ihrem neuen Lover.

Ich sah sofort, dass er jünger war als sie. Mindestens fünf Jahre. Er konnte nicht älter sein als siebenunddreißig, achtunddreißig. Abgesehen davon sah er eher nichtssagend aus, wie ich erleichtert feststellte. Er war von mittlerer Größe und neigte zur Korpulenz, was durch die eng sitzende Jeans und das Polohemd eher betont als kaschiert wurde. Das bisschen, was von seinen Haaren noch übrig war, zog sich in einem Kranz fader blonder Haare rund um eine spiegelnde Halbglatze. Er hatte kleine, lustig funkelnde Augen und eine leicht aufgeworfene Nase, was ihm – in Verbindung mit der rosigen Gesichtshaut – entfernte Ähnlichkeit mit einem zu groß geratenen Ferkel verlieh.

»Friederike!«, rief Mama fröhlich. So fröhlich wie lange nicht mehr, fand ich. In ihrem Gesicht stand ein Ausdruck, der entfernt an eine satte, zufriedene Katze erinnerte. Sie trug ihre beste Bluse und reichlich Make-up.

»Das ist meine Große«, sagte sie strahlend zu dem Dicken und an mich gewandt meinte sie: »Das ist Joachim, mein . . . ähm, Bekannter!« Es klang erwartungsvoll, nach dem Motto: Ist er nicht toll?

Joachim kam auf mich zu und drückte mir die Hand.

»Das freut mich aber!«, rief er.



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