SchluÃakkord by Günter Hofé
Autor:Günter Hofé [Hofé, Günter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historische Romane, Belletristik
ISBN: 9783373004387
Herausgeber: Verlag der Nation
veröffentlicht: 1990-02-14T23:00:00+00:00
Der gebürtige Wiener Skorzeny, Obersturmbannführer der Waffen-SS, war mit seiner amerikanisch eingekleideten und bewaffneten, dreitausend Mann starken Brigade 150 am Angriffstag im Losheimer Graben zwischen Vorausabteilung und Gros der 1. SS-Panzerdivision eingekeilt worden. Der Tag verrann. Wegen widriger Verkehrsbedingungen vermochte er der Vorausabteilung nicht zu folgen und blieb hängen. Sein Auftrag lautete jedoch: Mit der Gruppe Peiper in den freien Raum vorstoÃen, die Brücken über die Maas bei Huy, Amay und Engis mit je einer der drei Kampfgruppen besetzen und so lange sichern, bis die nachrückenden Panzerdivisionen darübergeschleust sind.
Skorzeny verkroch sich in einen Wald, um zu warten, bis jemand ein neues Loch in die wieder geschlossene Front gebohrt hätte. Dem Oberbefehlshaber Dietrich schlug er vor, seine Brigade anderweitig einzusetzen - es sei nunmehr unmöglich, den Führerbefehl »Vorwärts an die Maas!« zu verwirklichen.
Dessenungeachtet waren in den ersten beiden Nächten einige seiner Jeeps mit trainierten, des amerikanischen Slangs kundigen Sabotagespezialisten durch das Niemandsland in die Rückzugspulks der US-Verbände eingesickert. Sie betrieben, was sie in Grafenwöhr gelernt hatten: schnitten Fernkabel und Gefechtsleitungen durch, verbreiteten die Schauermär von der Stahlwalze ungezählter Panzerkohorten, leiteten flüchtende Kolonnen in falsche Richtung, schossen Melder und Stärungssucher ab, liquidierten Verkehrsposten, Einweiser und Nachrichtenoffiziere. Mordeten. Ihr gröÃter Erfolg jedoch setzte ein, als einige von ihnen gefangengenommen wurden. Angesichts der Mündungen gestanden sie. Viel mehr, als die Wirklichkeit bereithielt.
Nun aber stieg die Hysterie durch die Nebelfelder in den tags wie nachts grauen Himmel. Da waren angeblich Tausende aus ebendiesem Himmel abgesprungen, waren eingeschleust worden, Dolche zwischen den Zähnen. Die Furcht flatterte bis nach Paris. Eisenhower wurde mit Stacheldraht eingezäunt und erhielt Leibwächter, weil »nach zuverlässigen Informationen« einer dieser Trupps darauf angesetzt war, ihn umzubringen.
Im Frontbereich kontrollierte jeder jeden.
Die Atmosphäre war mit Falschmeldungen und Gerüchten übersättigt und vervollständigte das Chaos in der amerikanischen Führung.
Und Rundstedts Panzer rollten.
Am 17. Dezember wurde der strategisch wichtige Ort St. Vith durch nördlich und südlich geführte tiefe PanzervorstöÃe von drei Seiten umklammert. Am nächsten Tag war die Schlacht um dieses Städtchen in vollem Gange.
Im Süden hatte die Panzerlehrdivision bei Gmünd die Ur überwunden und den Schlüsselort Clervaux eingeschlossen. In wenigen Nachtstunden ging die romantische Stadt in einem Meer von Flammen unter. Um Mitternacht waren die Ardennen auf einhundert Kilometer Ausdehnung Schauplatz unbeschreiblicher Verwirrung. Panther, Tiger und Königstiger der 2. Panzerdivision Manteuffels stieÃen am 18. Dezember weiter auf den nur noch fünfzehn Kilometer entfernten, schlachtentscheidenden Verkehrsknotenpunkt Bastogne vor. Der zuständige Korpskommandeur, General Heinrich von Lüttwitz, fing nachts eine Funkmeldung ab, wonach die 101. US-Luftlandedivision von Reims nach Bastogne im Eilmarsch unterwegs war. Elftausend Mann brausten in dreihundertachtzig offenen »Viehwagen« mit aufgeblendeten Lichtern heran, um die Stadt zu entsetzen. Das machte Lüttwitz nichts aus, denn er war sicher, längst vorher von Bastogne Besitz ergriffen zu haben, stieà mit seinen Panzern weiter nach Westen vor, schloà die Stadt nahezu ein und hielt sie mit Infanterieverbänden in Schach. Bayerlein, ehemaliger Stabschef Rommels, nunmehr Kommandeur der Panzerlehrdivision, hätte die Frucht pflücken können, die Bastogne hieÃ. Aber er hatte Furcht, glaubte sich umzingelt. Griff mit wildem Schwung ostwärts an, um dort »die Lage zu bereinigen«, und befunkte nachhaltig eigene Verbände.
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