Schlangenschwur by Dan Abnett

Schlangenschwur by Dan Abnett

Autor:Dan Abnett
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Black Library
veröffentlicht: 2022-09-22T12:05:51+00:00


VI

Pindor fuhr die Jacht aus der Garage auf die Straße. Xander und Dyognes mussten vor ihr hermarschieren und das Gewirr der Fahrzeuge von der Rampe räumen. Als sie hindurch waren, stiegen die Krieger wieder ein, und die Jacht fuhr die Allee entlang.

Monsunartiger Regen fiel in wirbelnden Kaskaden. Seltsame elektrische Effekte beleuchteten den tiefen, finsteren Himmel und Priad sah binnen fünf Minuten, wie in ebenso viele Wolkenkratzer der Stadt der Blitz einschlug.

Die Straße war voller Überreste des Aufruhrs und umgestürzte Fahrzeuge brannten im Regen. Dunkle Gestalten huschten im Schatten vorbei, flohen über Straßen und Gehwege. An einer Kreuzung lagen die Leichen von neun Beamten des Magistratums auf der Straße. Priads Sensoren machten sporadisches Gewehrfeuer in benachbarten Straßen aus.

Auf einem Fünfzig-Meter-Abschnitt zeigten die Fenster eines Hochhauses nicht das Spiegelbild ihrer Vorbeifahrt, sondern ein Gezeter von Geistern mit offenen Mündern, die sie aus dem regenüberströmten Glas anschrien.

»Goldener Thron!«, rief Andromak. »Habt ihr das gesehen?«

»Nein«, log Priad.

Die Jacht fuhr nach Osten, über die Hauptschnellstraße der Stadt und über eine Brücke, die durch einen stattlichen Park führte. Die Doumpalmen im Park standen in Flammen, aber die Blätter brannten nicht.

»Fahrt nach Osten«, sendete Mabuse. »Zum Heiligen Grabhügel.«

Pindor rang mit der Steuerung der Jacht. Sie war unvertraut, und seine massigen, behandschuhten Hände waren zu groß, um die zierlichen Hebel und Schalter zu bedienen. Er versuchte die Jacht auf die breite Allee zu steuern, die von der Stadtmitte zum Gebiet des Hügels führte, und streifte eine Leitplanke. Funken stoben in die Luft, und in der Seite des Luxustransporters blieb eine hässliche Schramme zurück.

In rascher Folge schlugen drei Blitze ganz in ihrer Nähe brutal in die Straße ein, einer vor ihnen, die anderen beiden auf der linken Seite. Sie hinterließen versengte Löcher wie Granattrichter, die im Asphalt rauchten. Die elektromagnetischen Impulse machten sie einen Moment lang blind und benommen und der goldene Finger fiel tot und untätig auf den Boden. Einen Moment später hob er sich trunken wieder in die Luft, während sich das Holobild neu bildete.

»Beeilt Euch!«, sendete Mabuse.

»Gütiger Gott-Imperator …«, murmelte Pindor.

Priad blickte nach draußen. Ein menschliches Skelett, dessen Knochen aus poliertem Ebenholz bestanden und in dessen Augenhöhlen ein grausiges gelbes Leuchten glühte, stand vor ihnen auf der Straße. Es war vierzig Meter groß.

Damocles öffnete die Dachluken und eröffnete mit den Boltern das Feuer auf das Ding. Weiße Leuchtspuren fetzten durch die nasse Luft. Andromak feuerte einen weiß-blauen Strahl aus seiner Plasmakanone.

Unbeschädigt und ungerührt machte das Skelett einen Schritt vorwärts.

»Hört auf, Munition zu verschwenden!« Mabuse schrie nicht, aber fast, und seine Stimme klang blechern und schrill. »Fahrt hindurch! Es ist nur eine Illusion … eine Erscheinung!«

»Tut, was er sagt!«, befahl Priad.

Pindor gab Vollgas und hielt mit der Jacht direkt auf das schwarze, baumstammartige Schienbein des Albtraums zu. Sie wappneten sich alle gegen den Aufprall.

Es kam keiner. Sie waren durch und rasten weiter die Allee entlang. Das gigantische Phantom war im Gewitter verschwunden.

Der Heilige Grabhügel war massiv, und auf seiner Spitze knisterten Elmsfeuer. Damocles ließ die Jacht an seinem Fuß stehen und rückte im Laufschritt durch den peitschenden Regen über den alten Steindamm vor, der den Graben zum Haupteingang überquerte.



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