Schlaf in himmlischer Ruh by MacLeod Charlotte

Schlaf in himmlischer Ruh by MacLeod Charlotte

Autor:MacLeod, Charlotte [MacLeod, Charlotte]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Vierzehntes Kapitel

Sehr vorsichtig und bedächtig zog sich Shandy aus dem Büro des Finanzchefs zurück und schloß die Tür hinter sich. In der Nische draußen, wo Cadwalls Sekretärin hätte sitzen sollen, stand ein Telefon, aber er benutzte es nicht. Stattdessen ging er den Korridor zum Studentensekretariat entlang, wo Miss Tibbett ebenfalls nicht auf ihrem Posten war. Er setzte sich an ihren Schreibtisch, weil ihm plötzlich bewußt wurde, daß seine Knie zitterten, und griff nach dem örtlichen Telefonbuch.

»Polizeiwache, Wachtmeister Dorkin hier.«

Shandy erkannte die Stimme. Vor ein paar Jahren noch war Budge Dorkin die treibende Kraft hinter einem Rasenmäher gewesen.

»Hallo, Budge«, sagte er. »Hier ist Peter Shandy. Ist Polizeichef Ottermole da?«

»Oh hallo, Professor. Nein, keiner hier außer mir. Ein Kerl in einem blauen 66er Stingray hat den Schnapsladen überfallen, die rote Ampel auf der Hauptstraße überfahren und Mrs. Guptills Dodge zertrümmert, Fahrerflucht begangen und ist dann von der Cat-Creek-Brücke geschleudert. Der Chef ist unten am Schauplatz und wartet, bis die Feuerwehr den Burschen herausfischt, damit er ihn einbuchten kann.«

»Aha. Sie müssen Ihren Chef irgendwie erwischen und ihm sagen, daß er schnell zum College hochkommen muß. Ich habe gerade Dr. Cadwall tot in seinem Büro gefunden.«

»Woran gestorben?«

»Ich weiß es nicht. Deswegen will ich Ottermole. Machen Sie ihm Dampf, Budge, ja?«

»Ich werde mein bestes tun, Professor. Ich würde selber kommen, aber wir können das Büro nicht unbesetzt lassen. Sagen Sie, kommt es Ihnen nicht komisch vor, daß Dr. Cadwall direkt nach Mrs. Ames stirbt, wo sie doch Nachbarn sind und so?«

»Komisch ist kaum das richtige Wort«, meinte Shandy.

»He, wissen Sie was? Wenn der Chef nicht bald erscheint, soll ich dann nicht die Staatspolizei einschalten? Wenn was passiert, womit wir nicht fertig werden, übernehmen die sowieso.«

»Das wäre ausgezeichnet. Gut gedacht, Budge.«

Er legte auf und schaute erneut ins Telefonbuch. Der Präsident würde es erfahren müssen — nicht daß Shandy die Aussicht genoß, es ihm mitzuteilen. Nachdem langes Klingeln erfolglos geblieben war, kam er zu dem Schluß, daß die Svensons tatsächlich auf einem ihrer Familienausflüge zum Skilanglauf sein mußten, ohne Zweifel mit Rucksäcken voller Sm0rrebr0d und Reservesocken auf dem Buckel. Sie würden bis zum Sonnenuntergang in den frostigen Wüsteneien verschollen sein.

Wer sonst? Melchett. Der Arzt konnte jetzt nichts mehr für Ben tun, aber er mußte auf jeden Fall gerufen werden. Der Arzt sei auf dem Rückweg vom Krankenhaus und könne jetzt nicht erreicht werden, aber man würde ihm Professor Shandys Nachricht mitteilen, sobald er zur Tür hereinkäme. Und wie sie das würden! Shandy knallte den Hörer auf die Gabel, saß einen Moment grübelnd da, schaltete dann auf die Hausleitung um und rief den Wachdienst an.

»Grimble, hier ist Shandy. Ich bin drüben in der Verwaltung. Dr. Cadwall ist tot.«

»Er ist was?«

»Tot. Verstorben. Verschieden. Ich bin vor ein paar Minuten in sein Büro gegangen und habe ihn gefunden. Sie kommen besser rüber. Nein, ich fasse nichts an.«

Nachdem er Alarm geschlagen hatte, beschloß Shandy, mal nach einem Lebenszeichen im Gebäude Ausschau zu halten. Schließlich führte ihn ein Stimmengebrabbel in den Postraum, wo vier oder fünf Sekretärinnen und Hilfskräfte um den Sortiertisch versammelt waren und sich eine Fuhre Weihnachtsgebäck teilten.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.