Schicksalsmord (German Edition) by Limar Fiona

Schicksalsmord (German Edition) by Limar Fiona

Autor:Limar, Fiona [Limar, Fiona]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-13T04:00:00+00:00


Ulrike:

Vor unserem Haus stand ein riesiger Container. Ich war dabei, Keller und Dachboden besenrein zu beräumen. Es war eine schwere, schmutzige und aufreibende Arbeit, und ich war froh darüber, dass sie mich Tag für Tag nach meinem Dienst auf Trab hielt. Denn sie lenkte mich ab von meinen Gedanken an Lydia, von meiner Sorge um Mutter und von meinen eigenen diffusen Ängsten, die mir neuerdings den Schlaf raubten.

Martina schaute regelmäßig vorbei und packte tatkräftig mit an. Wir gingen systematisch vor und ordneten alles, was uns in die Finger kam, einer von drei Kategorien zu. Die erste und größte Gruppe bildeten Sachen, die zweifelsfrei zu entsorgen waren. Sie landeten sofort im Container. Eine zweite Gruppe bestand aus durchaus noch verwertbaren Dingen, für die es jedoch in der neuen Wohnung keinen Platz geben würde. Martina lud sie in ihren alten Opel und brachte sie zu einer Bekannten, die sich regelmäßig als Händlerin auf Trödelmärkten betätigte. Unsere alten Steintöpfe aus dem Keller fanden ebenso ihren Beifall wie die kitschigen Ölschinken vom Dachboden. Die größten Probleme bereitete uns die dritte Kategorie: Ihr ordnete ich alles zu, worüber Mutter persönlich entscheiden sollte. Leider tat sie sich damit fürchterlich schwer, sortierte alles von einen Stapel auf den anderen und wollte sich von nichts wirklich trennen. Sorgen bereiteten mir auch die schweren Möbelstücke, die irgendwann auf den Dachboden geschleppt worden waren. Martina und ich entfernten Schubkästen und Regalbretter, um sie in den Container zu werfen, doch das alte Buffet und die Kommoden konnten wir ebensowenig die Treppen hinunterschleppen, wie die beiden gusseisernen Öfen, die in einer Ecke vor sich hinrosteten.

„Ach, ehe ich es vergesse, Thomas hat seine Hilfe angeboten“, sagte Martina betont beiläufig, als sie meinen ratlosen Blick bemerkte. „Er würde einen Kumpel mitbringen, einen Pfleger aus der Klinik, so einen richtigen Muskelprotz. Der trägt uns die Öfen allein runter, unter jedem Arm einen. Na komm schon, so ein Angebot schlägt man doch nicht aus“, setzte sie aufmunternd hinzu. Ihr sanftes Drängen wäre gar nicht nötig gewesen, ich war auch so entschlossen, Thomas' Hilfe anzunehmen. Ich selbst hatte schon vor langer Zeit meinen Frieden mit ihm gemacht und wie Lydia und Mutter darüber dachten, durfte mich im Moment nicht interessieren. Schließlich musste ich die anstehenden Arbeiten ohne ihre Unterstützung bewältigen.

Thomas Gondschar war mein erster Freund gewesen, was nur wenige wissen, er war Lydias erster Ehemann und somit mein Schwager, was allgemein bekannt ist, und er ist meine große Liebe, was niemand außer mir weiß und je erfahren soll. Es ist schon seltsam mit mir: Ich verliebe mich nur ganz allmählich, doch haben meine Gefühle erst einmal ihr Ziel gefunden, lassen sie es so schnell nicht wieder los. Meine Freundinnen waren da ganz anders: Ständig verliebten sie sich neu und ihre Strohfeuer waren so schnell abgebrannt, wie sie sich entzündet hatten. Vermutlich lag das auch daran, dass sich unsere Vorstellungen von Liebe grundsätzlich unterschieden. Es machte mich ratlos, wenn sie mir von ihren großen Gefühlen für einen Jungen vorschwärmten, den sie an einem Discoabend zum ersten Mal getroffen und mit dem sie durch den Lärm hindurch keine drei Sätze gewechselt hatten.



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