Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung by Christian Dietrich Grabbe
Autor:Christian Dietrich Grabbe [Grabbe, Christian Dietrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T22:00:00+00:00
Er will sich entfernen.
RATTENGIFT ihn aufhaltend. Apropos! ein einziges Wort! Darf ich nicht das Geheimnis erfahren, weswegen Sie jetzt auf die Erde gekommen sind?
TEUFEL. Weil in der Hölle gescheuert wird.
RATTENGIFT. Ich danke Ihnen für Ihre gütige Antwort! Schlafen Sie recht wohl!
TEUFEL. Schlafen Sie mittelmäßig! Geht ab.[246]
Dritte Szene
Eine Anhöhe vor dem Dorfe.
MOLLFELS tritt auf. Sieh, da liegt es, das väterliche Dorf! Horch! auf seinem grauen Kirchturme klingt die Vesperglocke! Wie anmutig sie mir nach dreijähriger Abwesenheit entgegentönt! – Auch das altertümliche Schloß ist unverändert geblieben; stolz und stattlich erhebt es sich dort aus der Mitte seines sommerlich blühenden Gartens, und in seinen mächtigen Fenstern spielt purpurn der erste Schimmer des Abendrots! – – O Liddy, Liddy, wie ich dich liebe! Ärgerlich. Wäre ich nur nicht so verflucht häßlich!
DER SCHULMEISTER tritt auf, ohne Mollfels zu bemerken. Hier will ich stehen bleiben, auf die Fluren meines Schulbezirks niederschauen und meinen patriotischen Phantasien[246] nachhängen. Wie könnte doch alles verbessert werden! Wenn die Bauern so lange in die Schule gehen müßten bis daß sie etwas gelernt hätten, so müßten sie selbst am Weltende noch sechs volle Wochen bei Wasser und Brot nachsitzen! Ferner, was für eine Nutzanwendung wäre nicht mit dem großen Eichwalde da drüben vorzunehmen! Wann werden die glücklichen Zeiten der Aufklärung erscheinen, wo man ihn in lauter Schulbänke zerschneidet, diese Schulbänke systematisch geordnet auf den Gefilden umhersetzt, lernbegierige Knäblein und Junggesellen hinzutreibt, und mich zum Direktor des Ganzen kreiert? O, dann würde ich vermittelst eines Luftballons die Abendsonne zu meinem leuchtenden Katheder machen, – den Kirchturm würde ich als Feder gebrauchen, – jener See wäre mein Tintenfaß, – und dort das Gebirge wäre ein Stück Speck, welches mir die Eltern und Gönner aus Dankbarkeit verehrten! Er versinkt in tiefes Nachdenken.
MOLLFELS tritt vor und klopft ihm auf die Schulter. Sie sind da in echt pädagogische Reverien geraten, Herr Schulmeister!
SCHULMEISTER emporblickend. Herr Mollfels?! – Ich bin entzückt vor freudiger Überraschung! – – Wie hats Ihnen in Italien, dem Lande, wo die Steine sprechen, gefallen? Gewahrt man an der Venus von Medicis noch immer keine Altersschwäche? Der Papst hatte doch nicht mit dem Stiefel in den Dreck getreten, als Sie ihm den Fuß küßten? Ist –
MOLLFELS. Ich will es Ihnen bei gelegenerer Muße erzählen. Sagen Sie nur, ob hier zu Hause alles beim alten geblieben?
SCHULMEISTER. Es hat sich in Ihrer Abwesenheit nichts Bedeutendes ereignet. Gestern ist die Spritze in Stand gesetzt worden, um das vorgestrige Feuer zu verhüten, und der reiche Barthel, der die Kathrine geheiratet hat, in welche er so sehnsüchtig verliebt war, hat sich jetzt nach der Analogie seiner Hosen ein Hemde von Hirschleder machen lassen, weil ihm die Faustschläge seiner Frau zu weh tun. Was meine Wenigkeit betrifft, so ist mir wie dem Vater Homer gegangen, – ich habe seit zwei Jahren keinen Schweinebraten geschmeckt!
MOLLFELS. Ei, woher schließen Sie denn, daß der alte Homer keinen Schweinebraten geschmeckt hat?[247]
SCHULMEISTER. Weil er ihn so delikat beschreibt, Herr Mollfels!
MOLLFELS. Sie beschreiben demnach den Branntewein wohl herzlich schlecht?
SCHULMEISTER. Nein, den Branntewein nicht, aber die Tugend!
MOLLFELS. Es gibt
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