Schau-Platz der Betrieger by Anonym

Schau-Platz der Betrieger by Anonym

Autor:Anonym [Anonym]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T22:00:00+00:00


CXXXI. Der listige Sultanin.

Es ist bekant / daß der Türckische Sultan Soliman mit einer Sclavin / hernach aber angenommenen Concubinen erzielet hatte seinen erstgebohrnen Sohn Mustapha / ein Jüngling / der an fürtrefflichen Tugenden blühete / welchen auch der Vater über die Landschafft Amasia setzte; Von der Rossa oder Roxolana aber /einer anderen Sclavin / würden ihm vier Söhne gebohren / nemblich Mahomet / Bajazeth / Selim und Zeangir / der wegen seiner unförmlichen Gestalt / der Pucklichte genant wurde / wie auch eine Tochter / die Chameria geheissen / und an den Rustan / als obersten Bassa verheurahtet war; Diese Rossa wante allen möglichsten Fleiß an / diese ihre Kinder zu dem Recht der Nachfolge und Käyserl. Würde zu bringen /und nahm entlich hierzu einen falschen Schein von der Andacht zu ihrem Vortheil; Sie füget ihrem obersten Geistlichen / nemblich den Mufti zu wissen / was massen sie ihr vorgenommen / zur Ehre Gottes und des Propheten Mahomets / einen Tempel und Spital zu bauen / sie zweiffelte aber / ob solch ihr[293] Vorhaben Gott angenehm seyn möchte oder nicht. Der Muffti antwortet: Sie würde zwar hiermit Gott einen guten und angenehmen Dienst thun / ihr selbsten aber insonderheit keinen Nutzen noch Vortheil damit schaffen / weil sie eine gefangene Sclavin / die durch sich selbst nichtes vermöchte / sondern alles von ihrem Herrn / dem Soliman / und seinen Schätzen muste zu wege bringen: Dannenhero auch alle die Ehre von dieser Sache auff ihn fallen würde. Das verschlagene Weib fing hierauff an ihr Unglück zu beweinen / sich aller Speisen und Geträncks zu enthalten / und endlich von dem Soliman ihre Freyheit inständig zu erbitten / weil nun selbiger gleichsam gegen sie vor Liebe rasete / als entledigte er sie alsobald ihres Sclaventhumbs / und machte sie zu einer freyen Frauen. Sie hingegen ließ den Tempel erbauen / und wolte den Soliman ihr nicht / wie zuvor / mehr beywohnen lassen / ihre von ihm erlangte Freyheit vorschützend. Dann die Türcken dürffen sich wohl mit einer Sclavin / aber mit keiner freyen Frauen / ausser den Ehestand /fleischlich vermischen. In Betrachtung dessen / beschlosse der Käyser / damit sein lieb-erkrancktes Hertz genesen möchte / sie zu ehlichen (wieder die Gewohnheit der Ottomanischen Fürsten / welche sich nicht verheurathen / sondern die schönsten Sclavinnen ihnen allenthalben auffsuchen / und im Constantinopolitanischen Frauen-Zimmer / von den Italiänern Serraglio genand / auffziehen lassen / und hernach ihrer Lust nach belieben mit ihnen pflegen) vermachte ihr auch zur Morgen-Gabe ein Jährliches Einkommen von 5000 Gold-Cronen. Nachdem sie nun sich also erhöhet sahe / trachtete sie auff alle Mittel und Wege ihren Stieff-Sohn den Mustaffa umb den Hals zu bringen / und also ihren Kindern den versperrten Paß zur Cron[294] vollends zu eröffnen. Weil dann selbiger den Janitscharen höchst angenehm ware / als stellte sich die listige Stieff-Mutter umb ihres Eh-Herrn des Solimans Leben gar bekümmert und Sorgfältig an / brachte danenhero in Gegenwarth des Käysers zum öfftern das Exempel Selims vor /



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