Schattenmesser by Hannah Sophie

Schattenmesser by Hannah Sophie

Autor:Hannah, Sophie [Hannah, Sophie]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783838756561
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2014-03-16T23:00:00+00:00


»Ich weiß nicht«, sagte Prue Kelvey. Sie saß auf ihren Händen und schaute sich ein vergrößertes Foto von Robert Haworth an. Sam Kombothekra fand, dass er seine Enttäuschung meisterlich verbarg. »Als Sie mir das Foto zeigten, war ich überrascht – das ist nicht das Gesicht, das ich immer wieder vor mir sehe, seit … seit es passierte. Aber die Erinnerung und … die Gefühle verzerren die Dinge, oder? Und dieser Mann ähnelt ihm. Es könnte sein. Aber … ich könnte nicht direkt sagen, dass ich ihn erkenne.« Es folgte eine längere Pause. Dann fragte sie: »Wer ist der Mann?«

»Das darf ich Ihnen nicht sagen, tut mir leid.«

Kelvey nahm das hin, ohne Einwände zu erheben. Sam beschloss, ihr lieber nicht zu erzählen, dass die DNA-Probe, die ihr damals entnommen worden war, gerade mit der DNA eines Mannes aus dem Culver Valley verglichen wurde, der eines sehr ähnlichen Verbrechens bezichtigt worden war. Er spürte, dass Prue Kelvey eigentlich keine näheren Informationen wollte; sie hatte den Schock, ihn auf ihrer Türschwelle vorzufinden, noch nicht verwunden. Es würde wohl ein paar Tage dauern, bis sie sich meldete, um nach Einzelheiten zu fragen.

Sie war immer unsicher gewesen, zögernd und zaghaft in allen Aussagen, es sei denn, die Sachlage war völlig eindeutig. Hoffentlich würde er bei Sandy Freeguard mehr Glück haben. Als Sam aufstand, um zu gehen, sackte Prue Kelvey vor Erleichterung leicht in sich zusammen. Er fühlte sich schrecklich, als ihm der Gedanke kam, dass sein Gesicht das sein musste, dass sie neben dem Gesicht des Vergewaltigers am engsten mit ihrem grauenhaften Martyrium in Verbindung brachte.

Die Fahrt von ihr zu Freeguard dauerte rund eine Stunde. Es war nicht das erste Mal, dass Sam von Otley nach Huddersfield fuhr. Die M62 fand er gar nicht so schlimm, es sei denn, er stand im Stau. Aber er hasste die endlose Strecke zwischen Shipley und Bradford, vorbei an verrußten, vernachlässigten Wohnblöcken und dem funkelnden, aber genauso deprimierenden Einkaufszentrum samt neuem Kino, mehrstöckigem Parkhochhaus und Kettenrestaurants. Große graue Klötze. Konnte Architektur noch einfallsloser sein?

Glücklicherweise war nicht viel Verkehr, und eine Dreiviertelstunde, nachdem er Otley verlassen hatte, parkte er vor Sandy Freeguards Haus. Freeguard war in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von Prue Kelvey. Von Anfang an hatte sie es geschafft, dass Sam sich in ihrer Gegenwart wohlfühlte, und er hatte schnell aufgehört, sich Gedanken darüber zu machen, was er zu ihr sagen durfte. Sie lächelte immer, wenn er unangekündigt auftauchte, und ihr tröstlicher Redeschwall erlaubte ihm kaum, auch mal ein Wort einzuwerfen. Wenn seine Aufmerksamkeit abschweifte, und sei es noch so kurz, bestand kaum Hoffnung, noch mitzukommen: Sandy behandelte mehrere Dutzend Themen in einer Minute. Sam mochte sie und vermutete, dass ihre Redseligkeit eine bewusste Strategie war, um den Druck auf ihn zu vermindern. Erriet sie, wie schwer es ihm fiel, mit Frauen wie ihr umzugehen, Frauen, die in den Händen von Männern die Hölle durchgemacht hatten? Bei dem Gedanken fühlte er sich schuldig und machte sich Sorgen. Keiner der Männer, die er kannte, war so; bei dem Gedanken,



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