Schattenmacht 1-3: Seelenblut - Bluterbe - Engelsblut (German Edition) by Eve L. Fay

Schattenmacht 1-3: Seelenblut - Bluterbe - Engelsblut (German Edition) by Eve L. Fay

Autor:Eve L. Fay [Fay, Eve L.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-03-21T23:00:00+00:00


16

Lucien fand Isabella in ihren Räumlichkeiten. Als er sie vor dem Spiegel sah, fragte er sich, ob sie in der immergleichen Haltung auf ihn wartete oder tatsächlich so selbstverliebt war. Er musste die Kiefer zusammenpressen, um es nicht laut auszusprechen.

»Warum ist mir das zuvor nie aufgefallen?«, fragte er sich.

»Hast du noch nicht nach Liam gesehen?«

Sie stutze einen Moment. Ihre blaue Augen erfassten ihn, kühl, taxierend.

»Das steht direkt hinter - mit Lucien reden - auf meiner Agenda.«

»Du hast mich nicht gesucht, sondern lieber Stunden damit zugebracht hier zu warten. Manchmal versteh ich dich einfach nicht. Wir haben Aufgaben, außerdem gibt es nichts zu bereden.«

Er machte auf dem Absatz kehrt, ein Gespräch wollte er derzeit vermeiden. Im Augenwinkel sah er, wie sie entsetzt die Augen aufriss, sich jedoch sogleich wieder fing. Lucien kroch das schlechte Gewissen ins Herz, wie ein Wurm in den Apfel.

»Warum nur?«, fragte er sich, »warum reagiere ich so gereizt auf sie?«

Er fühlte sich gefangen in einem Spinnennetz, hatte das Bedürfnis zu fliehen, zu fliehen vor der betörenden Schönheit, vor dem glockenhellen Lachen, vor den rosigen Lippen.

Sie war aufgestanden, geschmeidig trat sie vor ihn, hinderte ihn am weiter gehen, indem sie ihre kühlen Hände auf seine erstarrte Brust legte.

»Oh, doch mein Liebster!« Sie lächelte kokett, das Lächeln, das ihn dahinschmelzen ließ. Die Verheißung des Frühlings, des Stuck’schen Frühlings. Er sah den personifizierten Frühling vor sich, so wie ihn der Maler erdacht hatte. Verheißungsvoll, lockend, sinnlich und voller Träume. Das goldene Haar, wallend, er vermochte sogar den Veilchenkranz zu riechen, zu sehen, zu spüren, wenn er ihr Haar nur berühren würde. Doch er hielt sich zurück, ließ die Hand sinken. Er hatte zu viel in Isabella hineingedacht, doch wer war sie wirklich? Und was noch wichtiger war: Liebte er sie oder doch die Attribute, die er ihr zuschrieb.

Sie hob tadelnd den Zeigefinger: »Hast du vergessen, worüber wir gestern Nacht sprachen?«

Er wand sich, war mit sich und seinen widerstreitenden Gefühlen uneins.

»Natürlich nicht«, sagte er schließlich, »aber du solltest nach Liam sehen und danach im Labor Tiara untersuchen.« Bei dem Namen ‚Tiara‘ hatte seine Stimme einen ungewöhnlich weichen Klang angenommen, bemerkte er selbst erstaunt, als ein kurzer Schatten über die kristallblauen Augen huschte. Isabella hatte es also auch gemerkt. Sie ließ die Arme sinken, das kokette Lächeln war verschwunden.

»Nicht, bevor wir einen Termin festgelegt haben.«

Ihre Stimme klang trotzig.

»Ich habe hierfür im Moment einfach keinen Sinn, versteh doch.« Er wollte sie an sich ziehen, doch seine Arme bewegten sich nicht. Blut stieg in ihre Augen, Tränen zu erzeugen hatte er nicht gewollt. Unbeholfen, fast mechanisch nahm er sie den Arm. Er spürte die Lieblosigkeit der Handlung, als wäre der Trost lediglich ein Reflex.

Fast vertrauensvoll, obwohl auch sie sicherlich die Mauer spürte, legte sie ihren Kopf an seine Brust. Er strich ihr über das Haar, roch den Mandelduft, der diesmal seine Erstarrtheit nicht vertreiben konnte.

»Sie hat das nicht verdient!«, meldete sich sein Gewissen.

»Wir sprechen darüber, sobald Ruhe eingekehrt ist. Ich verstehe nicht, warum du so einen Wirbel darum machst. Wir haben noch die Ewigkeit, schon vergessen?«, sanft hob er ihr Kinn an und gab ihr einen Kuss auf die Rosenlippen.



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