Schattenjunge by Vallgren Carl-Johan

Schattenjunge by Vallgren Carl-Johan

Autor:Vallgren, Carl-Johan
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Der Gutshof Ormnäs lag in einem Naturschutzgebiet zwischen Katrineholm und Vingåker. Achthundert Hektar Wald, Gewässer und Ackerland gehörten zu dem Grundstück. Das Hauptgebäude war ein zweistöckiges Steinhaus mit eingeschossigen Seitenflügeln aus Holz, errichtet im karolinischen Stil des späten 17. Jahrhunderts.

Um das Hauptgebäude herum lagen die Wirtschaftsgebäude, Stall, Scheune, Gästehaus, Remise, eine Mühle und eine alte Meierei.

Der Weg zum Gutshof war privat, eine kilometerlange Kastanienallee, die vor einem Zierbaum auf dem Hofplatz endete.

Katz hatte sich das Gelände auf Google Earth angeschaut. Wenn man unbemerkt zum Hauptgebäude gelangen wollte, musste man von Süden her kommen, zu Fuß.

Es war nach Mitternacht, als er Jormas Wagen ein paar Kilometer vom Hof entfernt auf einem Fahrweg abstellte.

Er hielt eine Weile inne, um die Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, lauschte dem Knacken des warmen Motors, den Geräuschen im Wald, der leichten Brise, die durch die Bäume strich, und einem Nachtvogel, der vom Sumpf her rief.

Dann holte er die Taschenlampe aus seiner Jackentasche, drehte den Regler auf die geringste Lichtstärke, suchte sich einen Pfad, der nach Norden führte, und ging los.

Er brauchte eine halbe Stunde, um die erste Hälfte des Waldes zu durchqueren. Verwerfungsspalten und steile Berghänge zwangen ihn zu Umwegen. Er kreuzte einen Fahrweg mit alten Spuren von Waldmaschinen, umrundete einen kleinen Waldsee und kam an einen Zaun. Diesem folgte er Richtung Westen, bis ihm klar wurde, dass dieser Teil des Grundstücks eingezäunt war. Er fluchte, als er feststellte, dass er den Rucksack mit der Kneifzange im Auto vergessen hatte.

Da es zum Umkehren zu spät war, kletterte er stattdessen über den Zaun. Der Metalldraht schnitt ihm in die Finger, als er sich hochzog. Schließlich war er oben und verschnaufte kurz. Die Wolkendecke war für einen Moment aufgerissen, Sterne glitzerten. Jetzt hatte er bessere Sicht. Der Gutshof lag fünfhundert Meter entfernt, ein schwarzer Monolith an der Lichtung zum Wald.

Er schwang sich auf die andere Seite, ließ sich die letzten Meter fallen und landete neben der Wurzel eines umgestürzten Baumes.

Zielstrebig ging er in Richtung der Gebäude. Der Weg war jetzt leichter zu begehen. Der Wald war gepflanzt und nicht mehr so dicht. Der Boden eben.

Dann gelangte er auf den ersten Acker. Ein paar Hochsitze standen am Rand, wie düstere Holzskulpturen einer vergangenen Jägerkultur. Er konnte die frische Erde riechen.

Katz schloss die Augen und öffnete sie wieder, als die ersten Regentropfen fielen. Das erschwerte es, ihn kommen zu hören. Der Regen bildete ein Hintergrundrauschen, das alle anderen Laute verschluckte.

Der Hof lag dunkel, keine Autos standen auf dem Platz davor. In dem diffusen Licht des Nachthimmels ähnelten die Gebäude Filmkulissen.

Er folgte dem Waldrand bis zur ersten Scheune. Blieb an einem Kiesweg stehen, der Richtung Osten zwischen den Wirtschaftsgebäuden zu einer Anhöhe führte.

Die Allee zum Hauptgebäude war fünfzig Meter entfernt. Katz überlegte, was er tun sollte. Einfach weitergehen, dachte er, zum Haus, und sehen, ob jemand da ist.

Der Kies auf dem Hofplatz war vollkommen glatt. Nicht die geringste Spur eines Fahrzeugs. Das Hauptgebäude lag in der Dunkelheit vor ihm. Sechs Fenster in einer Reihe, wie schwarze, rechteckige Augen. Laubhaufen auf der Treppe.



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