Schattenfeuer by Kristen Callihan
Autor:Kristen Callihan
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Paranormal
Herausgeber: Egmont LYX.digital
veröffentlicht: 2014-02-05T23:00:00+00:00
5
London, 1. Mai 1879
Es war die Hölle gewesen. Erschöpft tappte Miranda die Hintertreppe herunter. Die Muskeln entlang ihres Oberkörpers zitterten so stark, dass es wehtat, und ihre Finger, die über den Handlauf glitten, waren eiskalt.
Ihr Gast hatte geschrien. Einen Mann vor Schmerz schreien zu hören hatte etwas an sich, das sie bis ins Mark erschütterte. Die Qual, die darin lag, reichte aus, um das, was von ihrer Seele noch übrig war, in Fetzen zu reißen. Was hatte sie getan? Sie konnte nur dem Himmel danken, dass Vater nicht zuhause gewesen war. Gebe Gott, dass keiner der Nachbarn die Schmerzensschreie des Mannes gehört hatte. Sie wüsste nicht, was sie sagen sollte, falls ein Wachtmeister vorbeikam.
Den Mann ins Hospital zu bringen, kam nicht in Frage. Eher holte man sich dort eine tödliche Infektion als geheilt zu werden. Außerdem wusste Miranda, wie man Verbrennungen kurierte.
Trotzdem war es eine Strapaze gewesen, dem Strolch die Kleider vom Leib zu schneiden. Er hatte sich vor Schmerzen gewunden, als sich die Haut mit dem Stoff vom Körper löste, und es war schwer gewesen, ihn wieder zu beruhigen, damit sie sein verbranntes Fleisch versorgen konnte.
Ein Schluchzen kam ihr über die Lippen, als sie in die Küche hastete. Er brauchte mehr Laudanum und sie mehr Milch, um damit die Leinenbandagen zu tränken, mit denen sie ihn vorsichtig verbunden hatte. Unachtsam griff sie nach ihrem Retikül, als sich ein Paar Arme um ihre Taille schlangen.
Miranda schrie erschrocken auf, doch ihr Körper erkannte Martin sofort. Kurz zog er sie an seine harte Brust, bevor er sie zu sich umdrehte, dann suchten seine Lippen in einem hungrigen Kuss die ihren. Sie verwehrte sie ihm nicht. Nichts könnte ihr in diesem Augenblick willkommener sein. Im Arm gehalten zu werden brauchte sie jetzt mehr als die Luft zum Atmen.
Martins goldene Augen leuchteten, als er sie schließlich losließ. »Hallo, Schönheit.« Zärtlich strich er ihr über den Rücken. »Mit so einem Kuss möchte ich jeden Tag begrüßt werden.«
Eine schöne Vorstellung, doch ihre Gedanken waren bei dem Gauner, der oben in ihrem Bett lag und der ihr sehr wohl wegsterben könnte. »Martin, ich muss …« Er unterbrach sie, indem er sie erneut küsste. Doch so schön der Kuss auch war, sie stemmte sich verzweifelt gegen ihn, um wieder zu Wort zu kommen.
Er schien nichts davon zu bemerken, als er sich wieder von ihr löste. »Sobald wir verheiratet sind, will ich immer so begrüßt werden.«
Ein scharfes Aufkeuchen hinter ihnen hinderte Miranda an einer Antwort. Beide erstarrten, und Miranda verkrampfte sich innerlich bei der Vorstellung, welchen Anblick sie boten.
»Was hast du gesagt?«, erklang zischend die Stimme ihres Vaters.
Langsam drehten sie sich zu ihm um. Ihr Vater war kreidebleich geworden, doch schon stieg ihm wütende Röte ins Gesicht. »Du hast mich heimtückisch hintergangen, nicht wahr?«
Miranda wusste nicht, ob er damit sie oder Martin meinte. Doch das war ohne Bedeutung. An dieser Sache waren sie beide beteiligt. »Vater, wir wollten es dir noch sagen.«
»Ach ja?« Er trat einen Schritt näher und ballte die Fäuste. »Und wann wäre das gewesen? Sobald du seinen Bastard unter dem Herzen trägst?«
Sie reckte das Kinn.
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