Schatten der Erinnerung by Lesley Pearse

Schatten der Erinnerung by Lesley Pearse

Autor:Lesley Pearse
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Roman
ISBN: 9783838705125
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2011-05-31T22:00:00+00:00


Eine Stunde später starrte Lotte Fern sprachlos an, nachdem diese ihr erklärt hatte, was jetzt passieren würde.

Sie hatte das Hühnchengericht heruntergeschlungen, überzeugt davon, dass die beiden offenbar verhandeln wollten, wenn sie ihr wieder etwas zu essen gaben. Sie glaubte, dass sie ihr Geld anbieten würden, damit sie vergaß, was sie entdeckt hatte, und nach zwei Tagen Hungern im Keller war Lotte bereit, für ein gutes Essen alles aus ihrem Gedächtnis zu löschen.

Aber die beiden planten etwas ganz anderes.

Fern erklärte Lotte, dass sie ein Baby für sie austragen müsste, dessen Vater Howard sein würde. Nach der Geburt würden die beiden es registrieren lassen und einen Pass beantragen, und dann würden sie zu dritt mit dem Baby zurück nach Amerika fliegen. Lotte durfte danach nach Hause zurückkehren und würde fünftausend Dollar erhalten, wenn sie zuvor eine Vereinbarung unterschrieb, in der sie sich damit einverstanden erklärte, sich mit Howards Spermien schwängern zu lassen und das Baby nach der Geburt an die beiden abzutreten.

Howard sagte wenig, saß nur mit vor der Brust verschränkten Armen am Tisch und sah zuerst Fern und dann Lotte an. Mit seinen feinen Gesichtszügen und seiner sanften Art wirkte er fast, als hätte er mit dieser ganzen Sache gar nichts zu tun. Doch er war es gewesen, der sich als Dr. Kent ausgegeben und Dutzende von Frauen davon überzeugt hatte, er sei Arzt.

»Warum wollt ihr, dass ich euch in die Staaten begleite?«, fragte Lotte.

»Damit wir dich bis zum Schluss im Auge haben natürlich«, sagte Fern. »Wir wissen, dass man dich auslachen würde, wenn du irgendwo in New York, Philadelphia oder einem anderen Ort in Amerika in eine Polizeiwache rennst und denen so eine Geschichte auftischst, ohne sie beweisen zu können. Und mit deiner Unterschrift auf der Vereinbarung wirkt das alles ohnehin nicht glaubwürdig. Aber wir möchten fair sein, deshalb werden wir dir einen Heimflug bezahlen und dir genug Geld geben, damit du neu anfangen kannst.«

Howard brachte sie danach zurück in den Keller. Er meinte, sie bräuchte Zeit, um über ihren Vorschlag nachzudenken.

Lotte brauchte eigentlich nicht darüber nachzudenken, denn die beiden hatten ihr keine Wahl gelassen. Egal, was sie behauptete, sie würden sie nicht freilassen, nicht in Amerika, nicht hier und auch nirgendwo sonst, weder jetzt noch in der Zukunft. Das konnten sie nicht. Sie wusste zu viel.

Sie konnte sich Mühe geben und so tun, als wäre sie bereit, bei diesem Baby-Handel mitzumachen, dass sie das Geld wollte und niemandem etwas verraten würde. Doch sie würden ihr nie wieder wirklich vertrauen.

Deshalb würden die beiden sie umbringen müssen. Entweder jetzt, wenn sie sich weigerte, bei ihren Plänen mitzumachen, oder später, wenn sie bekommen hatten, was sie wollten. Vor zwei Monaten hätte sie nicht einmal gedacht, dass die beiden lügen konnten, und schon gar nicht, dass sie Babys verkauften oder Leute töteten. Aber jetzt zweifelte sie nicht eine Sekunde daran.

Sie fragte sich, warum ihr das fanatische Funkeln in Ferns grünen Augen nie aufgefallen war oder der verschlagene Ausdruck in Howards Gesicht. Wenn er betete oder aus der Bibel las, dann spielte er den Prediger.



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