Saturn by Ben Bova

Saturn by Ben Bova

Autor:Ben Bova
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: sf_space
ISBN: 3-453-87916-3
Herausgeber: Heyne-Verlag
veröffentlicht: 2003-12-31T20:00:00+00:00


312 Tage bis zur Ankunft

Von den zwei Restaurants im Habitat war das ›Nemo‹ quasi das Szene-Restaurant. Wo das Bistro klein und ruhig war und die meisten Tische ohnehin auf die Wiese ausgelagert waren, protzte das ›Nemo‹ mit einem gediegenen Ambiente. Das im Stil eines Unterseeboots eingerichtete Restaurant hatte gewölbte kahle Metallwände und große Bullaugen, die spektakuläre holografische Unterwasserszenen zeigten. Der Inhaber, ein ehemaliger Restaurateur aus Singapur, der wegen seines öffentlich bekundeten Atheismus verurteilt worden war, hatte einen Großteil seines Privatvermögens ins Restaurant investiert. »Wenn ich schon den weiten Flug zum Saturn mache«, sagte er zu seinen versammelten Kindern, Enkelkindern und entfernteren Verwandten, »kann ich die Zeit auch sinnvoll nutzen.« Sie waren gar nicht froh darüber, dass das Familienoberhaupt die Erde verließ — und den Großteil ihres Erbes mitnahm.

Holly war ausgesprochen nervös, als sie dem Robotkellner zum Vierertisch folgte, der für sie reserviert war. Gaeta hatte ihr angeboten, sie bei sich zu Hause abzuholen, aber sie hielt es für besser, wenn sie sich erst im Restaurant trafen. Sie erschien als Erste am Treffpunkt, exakt um zwanzig Uhr. Der kompakte kleine Roboter blieb stehen und meldete: »Ihr Tisch, Miss.« Holly fragte sich, woher der Automat wusste, dass sie ein ›Fräulein‹ und keine ›Frau‹ war. Ob er die Daten der Erkennungsmarke ausgelesen hatte?

Sie setzte sich auf den Stuhl, von dem aus sie freien Blick auf den Eingang hatte. Das Restaurant war nicht einmal zur Hälfte besetzt.

»Möchten Sie etwas trinken?«, fragte der Roboter. Die synthetische Stimme war warm und tief. »Wir haben eine ausgezeichnete Bar und eine umfangreiche Weinkarte.«

Holly wusste, dass das im besten Fall eine Übertreibung war. »Nein danke«, sagte sie. Der Roboter trollte sich.

Eberly erschien im Eingang, dicht gefolgt von Kris Cardenas. Sie trug ein knielanges geblümtes Sommerkleid aus einem leichten Stoff. Holly kam sich plötzlich schäbig vor in ihrem Gewand und den Leggins — der türkisfarbene Schal, den sie um die Hüfte geknotet hatte, riss das auch nicht heraus.

Sie stand auf, als die beiden näher kamen. Zuerst war keiner von beiden sich bewusst, dass sie denselben Tisch ansteuerten, doch dann fiel bei Eberly der Groschen, und er zog für Cardenas galant den Stuhl zurück. Als Holly die beiden einander vorstellte, hoffte sie inständig, dass Manny nicht kommen würde. Vielleicht ist er verhindert und führt einen Test durch oder so. Sie schenkte dem Gespräch zwischen Eberly und Cardenas kaum Aufmerksamkeit.

Dann erschien Gaeta doch. Er trug ein hautenges Netzhemd und Jeans. Keine Erkennungsmarke. Keinen Schmuck außer dem Ohrstecker. Er hatte es nicht nötig, sich herauszuputzen. Köpfe drehten sich, als er vor dem Robotkellner zu ihrem Tisch ging.

Vom flauen Gefühl im Magen abgesehen schien das Essen problemlos über die Bühne zu gehen. Gaeta kannte Cardenas natürlich, und Eberly erwies sich als ein charmanter Gastgeber. Die Konversation war ungezwungen, zumindest am Anfang: Sie sprachen über die kürzlich erfolgte Abstimmung und Gaetas Heldentaten.

»Durch die Wolken der Venus zu fliegen«, sagte Eberly bewundernd beim Aperitif. »Das muss großen Mut erfordert haben.«

Gaeta lächelte ihn beinahe scheu an. »Sie wissen doch, was man über Stuntmen so sagt: Mehr Glück als Verstand.



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