Satans Erbe (German Edition) by John Maylynn

Satans Erbe (German Edition) by John Maylynn

Autor:John Maylynn [Maylynn, John]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: bookshouse
veröffentlicht: 2012-07-10T22:00:00+00:00


48.

Villa Felthen

Interlaken, Schweiz

25. April 1980

Von Geburtstagsfeiern hatte Benni die Nase gestrichen voll. Sie waren einfach zu traurig. Aus diesem Grund hatte er Martha und Johnny gebeten, den heutigen Tag ganz normal zu verbringen, ohne Lisa ein Wort zu verraten. Und Arno dachte sowieso nicht daran. Benni wurde 33. Na und?

Gedankenverloren beobachtete er, wie Lisa mit dem Füller über das Papier kritzelte. Auf ihren Händen zeichneten sich schmale, weiße Linien ab. Die Narben waren zwar verblasst, aber sie würden ihr und ihm eine ewige Erinnerung an das vergangene Jahr geben, das Lisa trotz ihres Aufbegehrens keinerlei weitere Freiheiten geschenkt hatte. Im Gegenteil – jetzt waren auch noch die Fenster im Erdgeschoss von außen mit Eisengittern versehen und das Obergeschoss bot keine Möglichkeit, zu entfliehen.

Hermetisch riegelte Arno sie von der Außenwelt ab. Benni schüttelte den Kopf. Sein Bruder war komplett durchgeknallt, aber das war ihm ja nicht neu.

Wenigstens hatte Benni es bis jetzt durchsetzen können, dass Lisa zumindest zwei Mal in der Woche in den Garten durfte. Hier bekam sie etwas von der Bewegung, die sie dringend brauchte. Arno hatte einen Tennisplatz auf dem Grundstück anlegen lassen, natürlich mit Kunstrasen, nicht mit Schotter. Lisa könnte sich ja die Knie aufschlagen …

Sie mochte Tennisspielen nicht, aber tat es trotzdem, weil ihr keine anderen Alternativen blieben. Vielleicht würde sie sogar gern trainieren, wenn es nicht von Arno als Sportart vorgegeben wäre, dachte Benni und rieb sich das Kinn. Sie spielte fantastisch, trotz ihres zarten Alters.

Ihm graute vor dem Nachmittag, wenn er seinen wöchentlichen Appell bei Arno anzutreten und Bericht abzuliefern hatte.

Er hasste diese Freitage.

»Onkel Benni?«

Benni sah auf. »Hmm?«

»Die Geschichte ist fertig …« Lisa hob die Hand vor den Mund und gähnte.

»Bist du müde?«

»Nein, nur die Luft hier drinnen ist so stickig. Ich will nach draußen.«

»Ich weiß, Süße, aber du warst diese Woche schon zwei Mal.«

»Ich will aber öfter raus. Ich will, ich will, ich will.« Lisa stampfte mit den Füßen auf den Boden.

Benni warf ihr einen betrübten Blick zu. Wenn er nur wüsste, wie er ihr helfen könnte. »Schätzchen, diese Diskussion führt zu nichts. Ich kann doch nichts daran ändern.«

»Geh mit mir weg, bring mich woanders hin!«

Benni schluckte. Denselben Gedanken hatte er mehrfach verfolgt. Aber es gab keine Chance. Erst vor vier Wochen hatte er mit der Lehrerin der Grundschule gesprochen, weil es bald an der Zeit war, dass Lisa in eine weiterführende Schule käme. Arno ließ es nicht zu, sodass Benni sich an das Bildungsministerium gewandt, eine häusliche Prüfung für Lisa beantragt und die Lehrpläne für die fünfte Klasse besorgt hatte. Mit der Lehrerin war er in den letzten Jahren vertraut geworden. Zwar kannte sie nicht die gesamte Problematik, aber sie wusste, dass Lisa daheim unterrichtet wurde und wenig Kontakte zu anderen Kindern hatte. Gar keine. Der Hausunterricht war im Kanton Bern gestattet und es oblag der Entscheidung der Eltern, ob sie ihre Kinder in eine öffentliche Schule schickten oder nicht. Sie hatte ihm den Rat gegeben, sich mit dem Jugendamt in Verbindung zu setzen. Benni befolgte ihn, doch auch dort kam er nicht weiter.



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