SUICIDE FOREST: Horrorthriller (Die beängstigendsten Orte der Welt) by Jeremy Bates
Autor:Jeremy Bates [Jeremy Bates]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783958351813
Herausgeber: Luzifer-Verlag
veröffentlicht: 2017-01-29T23:00:00+00:00
Kapitel 21
* * *
»Wir können uns nicht verirrt haben«, sagte ich überrascht, weil er etwas so Beunruhigendes laut ausgesprochen hatte. »Es ist einfach noch ein Stück bis zu dem Band.«
John Scott blieb bei seiner Einschätzung. »Wir sind jetzt schon seit 'ner Dreiviertelstunde unterwegs. Auf dem Hinweg dauerte es nur dreiÃig Minuten.«
»Nein, länger.«
»Ich habe mir die Zeit gemerkt.« Er tippte auf seine Armbanduhr. »DreiÃig, höchstens fünfunddreiÃig Minuten.«
»Wir tragen ja auch Ben, also gehen wir nicht so schnell.«
»Wir halten das gleiche Tempo, Kumpel. Wenn ich's dir sage, wir hätten schon vor mindestens zehn Minuten auf das Band stoÃen müssen. Sind wir aber nicht.«
Mel runzelte die Stirn. »Wir haben also einen falschen Weg eingeschlagen?«
»Ja, wir sind irgendwie von der Strecke abgekommen.«
»Ausgeschlossen«, beharrte ich. »Das Band führte von der Stelle aus, wo das Seil festgemacht war, Hunderte Fuà weit in beide Richtungen. Wir hätten es also niemals verfehlen können.«
»Dann sind wir also genau in die entgegengesetzte Richtung gegangen.«
Während ich mich im Wald umschaute, wurde mir ängstlich ums Herz.
»Er recht hat, denke ich«, meinte Tomo. »Sind schon zu lange gegangen.«
»Ich wusste, das war eine dumme Idee«, warf Mel ein.
»Wie meinst du das?«, fragte ich, obwohl mir schon klar war, dass sie damit auf mich abzielte. Ich hatte immerhin selbstbewusst behauptet, wir würden uns nicht verirren.
»Loszugehen, ohne uns an dem Seil orientieren zu können.«
»Was hätten wir denn sonst tun sollen, Mel?«
»Hat jemand vielleicht einen Kompass?«, fuhr sie fort.
»Die funktionieren hier nicht«, behauptete Tomo. »Steine bringen durcheinander.«
»Steine was?«, entgegnete John Scott.
»Die Steine. Das Eisen. Bringt Kompasse durcheinander. Ist wahr.«
»Quatsch.«
»Hat überhaupt jemand an einen Kompass gedacht?«, fragte ich nun. Als niemand antwortete, fügte ich hinzu: »Ist also ohnehin egal, oder?«
»Vielleicht hat Ben es auch entfernt«, vermutete meine Freundin.
Ich sah sie an. »Das Band?«
»Könnte doch sein.«
»Das ist aber ziemlich an den Haaren herbeigezogen, Mel«, fand John Scott.
»Na ja, das Seil hat er ja auch genommen, nicht wahr?«
»Weil er es brauchte ⦠weiÃt du noch?«
»Aber wo ist der Rest davon?«, fragte Nina.
Wir drehten uns alle zu ihr um. Sie hatte bisher den Mund gehalten. Ihr Gesicht war ausdruckslos und ihr Blick unlesbar. Mit der schweren Tasche auf dem Rücken wirkte sie zierlich und zerbrechlich.
»Ben brauchte doch kein kilometerlanges Seil, um sich zu erhängen«, führte sie weiter aus. »Was hat er also mit dem Rest angestellt?«
»Er muss es irgendwo hingeworfen haben«, vermutete John Scott.
»Warum hätte er sich denn die Mühe machen sollen, so viel Seil aufzuwickeln? Ein Stück abzuschneiden und den Rest einfach hängen zu lassen wäre doch viel einfacher gewesen.«
»Wer weiÃ? Er war schlieÃlich durcheinander.«
Neil trottete wieder einmal ins Gestrüpp, wie mir auffiel. Auch die anderen schauten ihm hinterher. Einen Augenblick später hörten wir ihn würgen.
»Er braucht dringend Wasser«, meinte Mel.
Als ich hochschaute, konnte ich dunkle Abschnitte am Himmel erkennen, Schlechtwetterwolken über den Lücken im Blätterdach. Ich wollte sagen, dass es eventuell regnen werde, wobei wir Wasser sammeln könnten, tat es aber nicht. Denn solche MaÃnahmen zu erwägen wäre einem Eingeständnis gleichgekommen, dass wir den Wald nicht so bald verlassen würden.
»Nun gut, was tun jetzt?«, drängte Tomo.
»Wir müssen einen Weg hinausfinden«, antwortete ich.
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