SOUTHERN GODS, Band 1: TRAUMA: Die Noir-Pulp-Serie von Christian Dörge. (German Edition) by Christian Dörge

Autor:Christian Dörge [Dörge, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Noir-Pulp/Science Fiction
Herausgeber: BookRix
veröffentlicht: 2017-03-09T23:00:00+00:00

V.

»Guten Morgen, Mr Skinner.«

Die Stimme war tief und gönnerhaft. Mit eleganten, nahezu lautlosen Bewegungen trat der Mann im schwarzen Kaschmir-Anzug – derselbe Anzug, den er wenige Stunden zuvor im Big Sleep getragen hatte – auf mich zu und streckte mir die rechte Hand entgegen; seine Linke ruhte auf einem Gehstock aus poliertem Metall.

»Ist mir ein Vergnügen«, log ich und tat einen Teufel, die Hand meines Gegenübers zu schütteln, was diesen augenscheinlich amüsierte. Er neigte leicht den Kopf und zog die Hand zurück. Ohne auf eine Aufforderung meinerseits zu warten setzte er sich in den Stuhl vor meinem Schreibtisch. Hochmütig blitzten die Augen meines Besuchers auf. Der schwarze, gepflegte Vollbart und sein braungebranntes Gesicht erschwerten es mir, sein Alter und sein Ansinnen abzuschätzen. Dennoch spürte ich die unausgesprochene Drohung, die ihn wie eine unergründliche Aura umgab.

Ich nahm nun ebenfalls wieder Platz, darum bemüht, möglichst ungerührt zu wirken.

Schwarzbarts Kumpan – ein glatzköpfiger, ebenso kostspielig gekleideter Schweiger, der mehr Selbstvertrauen und Kraft ausstrahlte, als ich an diesem Morgen ertragen konnte – stellte sich neben den Stuhl und blickte mich aus blassen, graublauen Augen mitleidig an. Diese Art von Spielchen kannte ich nur zu gut.

»Nun«, brummte ich und drückte meine American Spirit aus, sodass sich augenblickslang ein dünner Vorhang aus kaltem Rauch zwischen mir und den Statuen, die offenkundig den frühen Wurm fangen wollten, bildete, »was kann ich für Sie tun, Mr… Mr?«

»Mr Church«, fiel mir Schwarzbart ins Wort. Locke zog es vor, weiterhin zu schweigen.

»Mr Church«, wiederholte ich gespielt beeindruckt. Ein Name, der einfach nicht wahr sein konnte. »Lassen Sie hören!«

»Sie haben ein wirklich schönes Büro«, begann Mr Church. Er blickte sich um. »Ein wenig mehr Farbe könnte jedoch nicht schaden. Oder vielleicht das eine oder andere Gemälde?«

»Man tut, was man kann.« Ich lächelte. »Lassen Sie mir einfach die Nummer Ihres Innenarchitekten da.«

Wenn Church den kleinen Spott bemerkt hatte, so ließ er sich nichts anmerken.

Ich deutete auf Locke.

»Und wer ist ihr schweigsamer Begleiter? Das Monster unterm Bett?«

»Wie ungehörig von mir«, entschuldigte sich mein Gegenüber. »Rufus hier…« - eine angedeutete Bewegung mit dem seltsam brutal aussehenden Gehstock - »Rufus obliegt es, meine Sicherheit zu gewährleisten.«

»Und nachdem er sicher nicht allzu viel von dem fürstlichen Gehalt, welches Sie ihm zweifellos zahlen, beim Frisör lässt, hat es doch vermutlich auch für einen Familiennamen gereicht, nicht wahr?«

Der Hüne schaute mich gleichgültig an. »Cutter. Rufus Cutter«, flüsterte er eisig. Für den Moment hatte ich keineswegs den Wunsch, Locke im Dunkeln zu begegnen.

»Wo war ich doch gleich stehengeblieben?«, wollte Mr Church wissen.

»Sie wollten mir offenbaren, aus welchem Grunde Sie hier derart früh rein schneien.«

Ich unterließ es, die merkwürdigen Umstände seiner Anwesenheit im Big Sleep zu erwähnen.

Hinter seinem schwarzen Bart glaubte ich ein Lächeln zu entdecken. »Ohne Frage sind Sie ein vielbeschäftigter Mann, mein lieber Mr Skinner. Und aus diesem Grunde habe ich mich entschlossen, Sie von einer ganz bestimmten Last zu befreien.«

Meine Verblüffung war nicht zu übersehen.

Mr Church beugte sich vor und fuhr in aufgesetzt verschwörerischem Ton fort: »Wie ich höre hatten Sie ein angeregtes Gespräch mit einer alten Freundin von mir.

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