Süße Zitronen. Roman by Annegrit Arens

Süße Zitronen. Roman by Annegrit Arens

Autor:Annegrit Arens [Arens, Annegrit]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: eBooks, Romantik, Liebe, Affaere, Geliebter, Schwangerschaft, Baby, Intrigen, Hochzeit
ISBN: 978-3-95824-413-9
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2015-11-30T00:00:00+00:00


***

Das ist Aerobicus. Und das da ist Timotheus. Rundgang im Schweinsgalopp, sie haben genau achtundvierzig Minuten Zeit gehabt. Zwar gelten tatsächlich schon die Öffnungszeiten für den Sommer, doch trotzdem ist um sechs Uhr Zapfenstreich.

Und jetzt?

Wir könnten ...

Wenn er sie fragt, ob sie mit zu ihm kommt, wird sie Nein sagen. Nun, nachdem sie weiß, daß er in einem Hotel für Vertreter – »jede Menge Klinkenputzer, ziemlich gemischtes Publikum« – wohnt, würde sie auf gar keinen Fall eine Einladung zu einer Tasse Kaffee oder was auch immer annehmen, denn sie käme sich schäbig vor. Auch das ist ein Relikt ihrer Erziehung. Ihre Mutter hat sie immer wieder ermahnt, nur ja keinem Mann in ein Hotel zu folgen, nicht mal, wenn die Einladung offiziell für ein Restaurant unter demselben Dach ausgesprochen wird: »Mach dich nicht selbst unglücklich, Simone, so etwas macht blitzschnell die Runde. Kein Mann will eine Frau heiraten, die sich billig macht.«

Vor Autorücksitzen und Strandhäuschen hat ihre Mutter sie nicht ausdrücklich gewarnt, was Simone als junges Mädchen sehr erleichterte, wenn sie übers Wochenende aus ihrem belgischen Kaff nach Ostende zu ihrer »besten Freundin« reiste.

Die pure Sophisterei, wie sie sich jetzt mit Blick auf die Giraffen rechts und die Pelikane links sagt. Ob sie zur Strafe für ihre Haarspalterei jahrelang an einem Mann hängengeblieben ist, der schon verheiratet war?

Wohlverdiente Strafe, die Gerechtigkeit geht seltsame Wege.

Lauter Unfug, das gehört nicht hierher. Höchstens noch fünf Minuten, dann stehen sie vor dem Ausgang. Was dann?

Er hält ihr einen Zettel vor die Augen. Oben drüber steht »Reservierung«, darunter steht eine Nummer. Er wohnt in einem Hotel. Hotelzimmer haben Nummern. Panik zuckt in ihr auf, so als ob sie eine Unschuld vom Lande oder die Schwester von Timotheus oder eine keusche Braut wäre. Weit gefehlt. Es dauert ein paar Sekunden, bis sie den Zettel mit der Fotowand unmittelbar vor dem Kassenhäuschen in Verbindung bringt, dabei ist noch keine Stunde vergangen, seit das Blitzlicht des Berufsfotografen sie beide erwischt hat. Wenn sie allein kommt, ignoriert es sie. Heute hat es gleich dreimal geblitzt.

»Mal schauen, wie wir uns als Paar machen«, sagt er.

Simone schüttelt den Kopf. Am liebsten zöge sie ihn mit Gewalt weiter. »Solche Bilder sind immer schrecklich«, sagt sie statt dessen. Die Erinnerung an die Fotos von der großen Weihnachtsparty bei Joy überrollt sie, darauf gibt es sie kalkweiß und verhuscht mit den Spuren von lauter durchheulten Nächten im Gesicht.

Wer weiß, was ein seelenloses Objektiv heute aus ihr herausgeholt hat.

»Wir machen uns gut.«

»Glaube ich nicht.« Simone fixiert eine wildfremde Gestalt im Postkartenformat. Die Waden gereichten jedem Fußballkicker zur Ehre, das Kinn geht übergangslos in den Hals über, der blanke Horror. Wetten, daß dieser armen Person das »Bitte recht freundlich!«Lächeln im Hals steckenbleibt, wenn sie sich so sieht.

Dieser seelenlose Knipser ist schuld.

»Sie sind wirklich ein tolles Paar.« Der Fotograf tippt von den drei bunten Vierecken, die Simone bis jetzt bewußt übersehen hat, auf seine Uhr. »Und das sind drei tolle Fotos. Wissen Sie was, ich lasse sie Ihnen zusammen zum halben Preis, gleich ist hier sowieso Schluß.«

Noch ehe Simone widersprechen kann, zückt ihr Begleiter sein Portemonnaie.



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