Süße Teilchen by Stella Newman

Süße Teilchen by Stella Newman

Autor:Stella Newman [Newman, Stella]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492958813
Herausgeber: Piper (com)
veröffentlicht: 2013-04-23T22:00:00+00:00


»Alles Gute zum Geburtstag.« James überreicht mir eine Tragetasche von Harrods, in der sich ein in Geschenkpapier eingeschlagener Karton befindet. »Nicht schütteln. Nur aufmachen.«

»Darf ich denn nicht zuerst die Karte lesen?«

»Nein. Das Geschenk ist viel aufregender.«

Ich ziehe den Karton hervor und schäle das Geschenkpapier ab.

»Ich weiß, dass du den nicht kaufen wolltest, weil er dir zu extravagant war, aber du hast gesagt, einen besseren gäbe es nicht.«

»Ein Mixer! Ein Bamix! O James, wie wundervoll.« Diese Mixer sind die besten der Welt, und sie sind jeden Penny wert.

»Die haben dreißig Jahre Garantie.«

Ich wünschte, die gäbe es für ihn auch. »Der kommt in deine Küche, den benutze ich erst an dem Tag, an dem ich bei dir einziehe.«

»Wie du willst.«

James sieht sich die anderen Geburtstagskarten an.

»Wer ist Will? Und warum verspricht er, dir einen Kuchen zu backen?«

»Ein Lieferant.« Ich nehme ihm Wills Karte weg. »Den Kuchen macht nicht er, sondern sein Chef-Pâtissier.«

»Und von wem ist die hier? Wer ist Z? Und weshalb schreibt er, ›eines Tages wirst du deine Meinung ändern‹?«

Ich lache. »Mein heimlicher Liebhaber. Z steht für Zoltan.«

»Wer ist das?«

»Meine Freundin Zoë, unsere Kühlschrank-Managerin. Ich glaube, sie ist in mich verknallt.«

»Tatsächlich?«

»Ja, manche Leute finden mich tatsächlich attraktiv.«

»Eine Lesbe?« Jeder andere Freund, den ich hatte, hätte sofort gefragt: »Darf ich euch zuschauen?« James dagegen hält mir einen Vortrag über lesbische Frauen, die seiner Meinung nach alle Raubtiere sind.

»Frauen wollen ständig beachtet werden, mehr als Männer, und dazu ist ihnen jeder recht.«

»Das ist doch nicht dein Ernst.«

»Doch. Und Lesben nutzen das aus.«

»Ich glaube, jetzt verwechselst du lesbische Frauen mit heterosexuellen Männern.«

James scheint es nicht zu passen, dass ich mich über seine Theorien lustig mache, dabei kann er froh sein, dass ich ihn nicht geradeheraus als schwachsinnig bezeichne. Was er nicht ist. James ist ausgesprochen helle, aber er hat einen reaktionären, chauvinistischen Touch. Trotzdem sieht er süß aus, wenn er ärgerlich ist.

Ich ziehe seine Geburtstagskarte aus dem Umschlag. Es ist eine Klappkarte. Auf der Vorderseite ist das Schwarz-Weiß-Foto einer alten Frau, die mit einer Teekanne auf dem Schoß auf einem Sofa sitzt. Innen steht:

»Für mein liebstes Sofa. Bei dir ist es am gemütlichsten.«

Es gab Zeiten, da war ich die Königin der Nachspeisen und jemand, der ihn verhext hat. Daraus wurden Nimmersatt, Faulpelz und jetzt sogar ein Sofa. Das scheint mir nicht in die richtige Richtung zu gehen.

Zum Dinner gehen wir ins Locatelli’s. Wir essen den Brotkorb leer, dann Pasta, danach ein Lammgericht und dann noch ein Dessert. Dazu trinken wir zwei Flaschen eines unglaublich guten Rotweins. Zum Kaffee nehmen wir noch ein paar Pralinen, Trüffel, Amaretto und Gelee. Die anderen Gäste amüsieren sich weit weniger als wir, denn wir versuchen herauszubekommen, welche Frauen um uns herum Nutten sind und welche aus Osteuropa kommen. Ich entdecke einen Mann, mit dem ich aufgewachsen bin. Er ist in Begleitung einer zweitrangigen Berühmtheit. Zu viert trinken wir noch einige Cocktails. Als die Zweitrangige auf der Toilette ist, weiht er uns in die Bettgeschichten rangloser Berühmtheiten ein.

Gegen Mitternacht fahren James und ich mit dem Taxi zu seinem Haus. In seinem Schlafzimmer fallen wir aufs Bett.



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