Roter Herbst - Kriminalroman by Gmeiner-Verlag

Roter Herbst - Kriminalroman by Gmeiner-Verlag

Autor:Gmeiner-Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2013-06-12T04:00:00+00:00


Zweites Buch

»Das, was wir bös’ nennen, ist nur die andere Seite vom Guten, die so notwendig zu seiner Existenz und in das Ganze gehört, als Zona torrida brennen und Lappland einfrieren muß, daß es einen gemäßigten Himmelsstrich gebe.«

J. W. Goethe

15

Rune träumte, dass er tiefer und tiefer sank.

Schichten braunen Lichts von wechselnder Intensität umhüllten ihn, glitten an ihm vorüber, und er fühlte sich warm und geborgen, von wunderbar körperloser Leichtigkeit. Es kam ihm vor, als sei er Teil einer Welt von unbeschreiblicher Schönheit geworden, einer Welt, in der alles weich und gut war. Dabei brauchte er nicht einmal nachzudenken, wo er sich befand. Er wusste, dass er in einen der brodelnden Teiche des Moores eingetaucht war, von denen die Geschichten seiner Kindheit gehandelt hatten.

Er lächelte, als er mit einem Mal das Gesicht seiner Mutter sah, die ihn mit großem Ernst anblickte und ihm zunickte, sogleich aber wieder verschwand. Andere Gesichter traten an ihre Stelle, um, sobald er sie wahrgenommen hatte, wie Wasserblasen zu zerspringen. Im Traum war es selbstverständlich, dass sie da waren und an ihm vorüberhuschten. Gesichter seines Lebens.

Irgendwo in diesem Traum musste es auch sein kleines Mädchen geben. Er wusste, dass er nur weiter hinabgleiten musste, um zu ihr zu gelangen. Weiter und weiter hinunter, tiefer und tiefer … Wenn er sich nur an ihren Namen erinnern könnte. Eine leichte Unruhe erfasste ihn.

Plötzlich spürte er, wie es um ihn herum kälter wurde und die Helligkeit des Lichts an Glanz verlor. Trübes Moorwasser hemmte seine Bewegung und er musste sich anstrengen, um etwas erkennen zu können. Ein Brausen und Sausen füllte dabei sein Ohr, das wohl von den unermesslichen Wassermassen herrührte. Er fühlte Nässe auf seinem Gesicht und wusste, dass es seine Tränen waren, die er nicht zurückhalten konnte.

Ratlos tastete er mit den Händen umher. Einen Augenblick kam er sich vor wie ein Ertrinkender – da sah er vor sich in geringer Entfernung ein Bündel, das im Wasser zu schweben schien, darin etwas Schlaffes, Blutiges, Bleiches …



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