Rote Karte für den inneren Kritiker: Wie aus dem ewigen Miesmacher ein Verbündeter wird (German Edition) by Jochen Peichl

Rote Karte für den inneren Kritiker: Wie aus dem ewigen Miesmacher ein Verbündeter wird (German Edition) by Jochen Peichl

Autor:Jochen Peichl [Peichl, Jochen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Kösel-Verlag
veröffentlicht: 2014-10-21T00:00:00+00:00


Ein weiteres Ziel der Kritiker ist es, nicht nur möglichen Schaden abzuwehren, sondern auch proaktiv um Wertschätzung und Anerkennung zu kämpfen. So versuchen innere Kritiker mit ihren Tiraden und Redebeiträgen Sie dazu zu veranlassen, viel dafür zu tun, um von Ihren Mitmenschen Aufmerksamkeit, Zustimmung oder Bewunderung zu ernten. Der Perfektionist und der Antreiber verkünden Ihnen: »Wenn du perfekt bist und dazu noch erfolgreich in deinem Tun, dann wirst du von allen geliebt und bekommst die Aufmerksamkeit, die du dir immer schon gewünscht hast.« Die Allen-Rechtmacher flöten uns ins Ohr: »Wenn du so wirst, wie die Eltern und / oder die Gesellschaft dich gerne haben wollen – smart, cool, schlau, sexy usw. –, dann wirst du endlich die Liebe bekommen, die du immer vermisst hast.« Klingt doch irgendwie gut, oder? Kennen Sie das?

Ein weiterer Arbeitsauftrag des inneren Kritikers oder auch seines Teams besteht darin, Sie vor Schaden zu schützen. Hier hat der innere Kontrolleur natürlich alle Hände voll damit zu tun, uns ständig zu ermahnen: »Iss nicht zu viel (oder zu wenig), sei vorsichtig mit Alkohol, Zigaretten und Drogen!« Aber auch: »Sei nicht aggressiv, halte dich zurück mit Fragen, fall nicht auf und sei bescheiden.« Kennen Sie das?

Außerdem soll der innere Kritiker uns noch als Erwachsene darin unterstützen, uns vor Angriffen von außen zu schützen. Wenn wir »leichtfertig« einen sarkastischen Leserbrief mit unserer Meinung über die nervigen Kothaufen der Stadtköter an die Tageszeitung schreiben, wenn wir bei einer Hausversammlung ans Mikrofon treten und uns über das Unkraut im Vorgarten beschweren oder uns generell mal arg aus dem Fenster lehnen – sofort gibt es da eine Stimme: »Das könnte schiefgehen, du könntest dich Angriffen aussetzen, halt lieber die Klappe!«

Und als ob das nicht schon genaue Aufgaben wären, kommt noch Folgendes dazu: Ich habe mit Menschen gesprochen, die eine Stimme in sich haben, die sie ständig dazu anleitet, »nicht so zu sein, wie die Eltern es waren« – eine Art Dauer-Neinsager. Wenn Sie so etwas kennen, dann weiß Ihr innerer Kritiker nur eines genau: So wie die sind – bürgerlich, spießig, peinlich, frömmelnd, »einfach total ballaballa« usw. – so will ich nicht sein. Das Einfachste scheint es für den Dauer-Neinsager zu sein, von allem das Gegenteil zu machen. Aber: Mit so einer Anti-Elterneinstellung hat man es auch nicht leicht!

Um die innige Verbindung zwischen verletztem inneren Kind und dem inneren Kritiker zu verdeutlichen, hier ein Beispiel aus der Praxis.

Eine Patientin von mir, die ich hier Frau Grün nenne, schämte sich immer in Grund und Boden, wenn sie spürte, dass an irgendeinem Moment im Leben Wut in ihr aufstieg. Frau Grün war der festen Überzeugung, dass nur jemand, der »böse« ist, wütend werden könne. Ihr rationales Argument war, dass sie natürlich Angst vor den Konsequenzen hatte, sollte sie ihre Wut am Arbeitsplatz oder gegenüber ihrer übergriffigen Freundin äußern. Sie hatte nicht gelernt, ihre Wut angemessen zu regulieren und sich damit selbst zu steuern, sondern verpasste sich negative Etiketten (»Du bist ein Versager … zu allem zu blöd« usw.) und fühlte sich dementsprechend immer elender. Sie



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