Rostbratwurst by Jäger Klaus

Rostbratwurst by Jäger Klaus

Autor:Jäger, Klaus [Jäger, Klaus]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863582722
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2015-03-20T16:00:00+00:00


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Es waren nur gut fünfzig Kilometer bis nach Alsfeld, und seit die Ortsumgehung bei Kirchhain funktionierte, hatte man sie mit dem Pkw auch schnell hinter sich. Südöstlich der Stadt und jenseits der Autobahn lag das Restaurant und Hotel »Pfefferhöhe«. Die Betreiber waren pfiffige Leute. Professionelle Konferenzräume, die Möglichkeit, gleich vor Ort zu übernachten, und die Nähe zu einer der wichtigsten Ost-West-Verbindungen in der Mitte Deutschlands sicherten immer ein volles Haus, allein schon durch die Laufkundschaft. Hinzu kam eine exzellente Küche, die sich nicht nur in der hessischen Kleinstadt, sondern auch bei Geschäftsreisenden längst herumgesprochen hatte. Während auf dem Parkplatz noch hektische Betriebsamkeit herrschte, vermittelte das Restaurant genau das Gegenteil von Raststätten-Atmosphäre. Ruhig und behaglich saß man hier, fühlte sich fernab der großen Verkehrswege. Für Elisabeth Dallmann war der Tafelspitz vom Kalb der beste, den man in Hessen bekommen konnte. Darauf freute sie sich auch am meisten, als sie über den türkisblauen Teppich auf einen der wenigen freien Tische zusteuerte. Ein Dreiertisch am Fenster mit einem pflanzenbesetzten Raumteiler auf der einen und einem Pflanzkübel auf der anderen Seite. Genug Diskretion und genug Ruhe.

Doch während die Vorfreude auf das Essen ihr den Gaumen kitzelte, war der Anlass weniger erfreulich. Jesus hatte dringend um eine Unterredung gebeten. Dieses Weichei, dachte sie bei sich, als sie so Platz nahm, dass sie den Restauranteingang im Auge behalten konnte. Der Kellner war schnell und fürsorglich, Dallmann bestellte sich ein Wasser und beschied ihm, dass sie noch auf einen Gast warte.

Für jemanden in diesem Geschäft hatte Jesus entschieden zu viel Angst, fand sie. Hätte sie das doch nur schon damals gewusst, als sie gemeinsam die Idee ausgebrütet hatten. Möglicherweise hätte sie die Finger davon gelassen. Oder sie hätte sich einen anderen Partner dafür ausgesucht. Aber nur er hatte die Beziehungen zu potenziellen Kunden. Und nur sie kannte die Methoden, wie man das Hormon so geschickt verpackte, dass es auch da ankam, wo es wirken sollte und nicht schon in den Mägen zersetzt wurde. So war eine buchstäbliche Symbiose der beiden zusammengekommen. So erhielten sie auch ihr persönliches Verhältnis aufrecht. Eine merkwürdige Liebesaffäre. Jesus klammerte sich auch dann noch an sie, als sie die Berufspraxis nach dem Studium in entfernte Bundesländer verschlug. Und sie selbst? Nun auch, als sie seiner längst überdrüssig war und andere, wechselnde Liebhaber fand, kam sie immer wieder gern auf seine Angebote zurück. Mit ihm nämlich konnte es keinen Beziehungsstress mehr geben, viel zu vorsichtig war er und viel zu feige, seine mit drei Kindern gesegnete Ehe für eine Affäre mit seinem Studentenliebchen aufs Spiel zu setzen. So bot ihnen die geschäftliche Zusammenarbeit ab und an Gelegenheit zu einem hübschen Schäferstündchen, das wohl beide genossen. Ja, auch in den Betten der »Pfefferhöhe« hatten sie schon die eine oder andere heiße Nacht verlebt. Ob er diesmal die Nerven dazu hatte, bezweifelte sie. Rein vorsorglich hatte sie jedoch glänzend schwarze Dessous und halterlose Strümpfe unter ihrem züchtigen Businesskostüm angezogen. Er würde die feinen Zeichen erkennen, wenn er bereit dazu war.

Elisabeth Dallmann wollte sich gerade entschließen, vor der Tür noch eine Zigarette zu rauchen, als Jesus ins Restaurant trat.



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