Romy & Alain: Eine Amour fou by Krenn Günter
Autor:Krenn, Günter [Krenn, Günter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2013-09-04T22:00:00+00:00
»Nicht Sissi!«
Sie habe bei Boccaccio 70 unglaublich präzise gearbeitet, erinnert sich Roger Fritz an Romy Schneider: »Es war das erste Mal, dass sie mit Visconti an einem Film gearbeitet hat, und da nimmt sich eine sehr professionelle Schauspielerin immer sehr zusammen. Sie wollte sich bewähren und hatte als Partner Tomás Milián, der sehr gut mit Frauen umgehen konnte. Sie war sehr relaxed, und es war eine tolle Stimmung bei den Dreharbeiten.«226
Die Welt bemüht sich bei der Kritik zu Boccaccio 70 um ein homerisch angehauchtes Lob: »Daà sie etwas mehr kann als ein rosenfingriges Nichts, das erkennt man.«227 Bei der deutschen Synchronisation war die Freiwillige Selbstkontrolle allerdings vorauseilend gehorsam und »entschärfte« einige als zu gewagt empfundene Passagen. Als Romy davon hörte, reagierte sie empört: »Die schneiden mir doch keine Szene raus? [...] Sollen sie doch kommen und zuhören, dann sehen sie ja, daà wir nicht âºScheiÃeâ¹ sagen oder was sonst verboten ist in Deutschland.«228
Zur selben Zeit schreibt Ernst Marischka an Magda Schneider, dass der englisch synchronisierte Sissi-Kompilationsfilm Forever my love in den USA erfolgreich angelaufen sei. Der Regisseur muss aber bekennen: »Romy schwebt augenblicklich in anderen Regionen und blickt, genauso wie Karlheinz, etwas von oben herab auf Sissi, aber ich glaube aus allen Zeitungen und Nachrichten zu entnehmen, daà Sissi ihr nun den amerikanischen Markt geöffnet hat.«229 Die Kritiken sind durchweg positiv, Variety schreibt, dass Schneider und Böhm in den USA zwar noch nicht sehr bekannt seien, aber das attraktivste Paar der letzten Jahre darstellten. Marischka drückt seine Hoffnung aus, dass man sich im Hause Schneider über die Nachricht freue und dass Romy nicht böse darüber wäre. Er hat mitbekommen, dass Romy mit Boccaccio 70 ein erfolgreiches Comeback geglückt ist. Darüber sei er sehr erfreut, und sollte der Film in den USA herausgebracht werden, werde sich zeigen, wie wichtig der Erfolg von Forever my love gewesen sei.
Romy Schneider hat wenig Vergnügen an dem für Amerika konzipierten Film und teilt ihre negative Haltung Paul Kohner in mehreren Schreiben mit. Sie sei, betont sie, »wieder gesund u. sehr glücklich â das sehr glücklich ist allerdings rein privat â das berufliche âºsehr glücklichâ¹ wird auch wieder kommen! [...] Ihr Bericht, daà man in Hollywood aus meinen 3 Sissy-Filmen einen machen will, für USA â er freut mich nicht so sehr â weil ich diese Art von Film nicht gut u. nicht richtig für Amerika u. für mich jetzt halte.«230
Wie ihre Erfahrung zeigt, eskaliert die Stimmung stets bei den Vergleichen zwischen ihren älteren und jüngeren Produktionen. Schmähschriften aus Ãsterreich und Deutschland missverstehen ihre neuen Arbeiten und ihren nun selbstbestimmten Lebensweg, beschimpfen sie in Extremfällen sogar. Wenn sie Jahre später darüber spricht, klingt ihre Stimme verändert. »Ich bin nicht Sissi«, meint sie zu Georg Stefan Troller, »ich bin aber auch keine Nutte. Die Deutschen sind groÃe Ãbelnehmer. Bitte sagen Sie dem deutschen Publikum, sie können mir nicht übelnehmen, daà ich erwachsen werden möchte.«231
Alain Delon ist mit seiner Karriere sehr zufrieden. Michelangelo Antonioni gewinnt für LâEclisse in Cannes den Spezialpreis der Jury. Es ist ein wichtiger weiterer
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