Roman by Nadja Nollau

Roman by Nadja Nollau

Autor:Nadja Nollau [Nollau, Nadja]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2013-02-10T23:00:00+00:00


Wie nicht anders zu erwarten, verging das Traumwochenende wie im Flug. Warum verrinnt die Zeit in Lichtgeschwindigkeit, wenn es mir gutgeht, aber wenn ich schlecht drauf bin, schleicht sie wie eine Schnecke auf dem Asphalt?, überlegte Kristina, während sie das Bett abzog. Sie rollte die gebrauchte Wäsche zu einem großen Knäuel zusammen, schnupperte daran und dachte an die vielen schönen Stunden zurück, die sie im Bett verbracht hatten. Sie hatten so viel Spaß gehabt …

„Träumst du?“, fragte Tom, der zur gleichen Zeit das Geschirr abspülte.

„Mmh“, antwortete Kristina versonnen.

Tom ließ sie in Ruhe. Jeder hing seinen Gedanken nach, während sie das kleine Haus am See sauber machten und zuletzt ihre Habseligkeiten zusammenpackten. Als sie fertig waren, deutete nichts mehr auf ihre Anwesenheit hier hin. Als wäre nie etwas gewesen, dachte Kristina wehmütig, während sie zum Auto ging und ihre Tasche im Kofferraum verstaute.

„Ich habe einen Bärenhunger“, sagte Tom. „Ich kenne ein hübsches Restaurant auf der anderen Seeseite. Wollen wir da noch einen Happen essen?“

Kristina stimmte sofort zu. Auch wenn sie keinen Hunger verspürte, wollte sie noch nicht nach Hause, noch nicht weg von Tom. Als sie in dem Lokal eintrafen, wurde gerade ein Tisch frei. Eine junge Kellnerin, Kristina schätzte sie auf Anfang 20, strahlte Tom an und reichte ihm die Speisekarte. Für Kristina hatte sie gerade mal ein kurzes Nicken übrig. Während sie bestellten, beugte die Frau sich vor, und Kristina beobachtete, wie sie ihren Busen dabei immer näher in Toms Richtung schob. So eine billige Anmache, schoss es ihr durch den Kopf, und sie knallte die Speisekarte auf den Tisch. Die Kellnerin reagierte nur mit einem süffisanten Lächeln und widmete ihre gesamte Aufmerksamkeit dann gleich wieder Tom.

„Was darf ich Ihnen zu trinken bringen?“, wollte sie von ihm wissen.

„Wir nehmen eine Flasche Grauburgunder“, sagte er.

„Und Wasser dazu?“, schlug die Kellnerin vor und fügte hinzu: „Für Ihre Mutter bestimmt ohne Kohlensäure.“

Kurz spielte Kristina mit dem Gedanken, den Kerzenständer, der auf dem Tisch stand, zu packen und der jungen Kellnerin damit den Schädel zu spalten. Erschrocken über ihre plötzliche Mordlust, zog sie stattdessen in Erwägung, einfach ohnmächtig zu werden. Im Bruchteil einer Sekunde hatte sie zwei Optionen durchgespielt, doch sie tat nichts dergleichen, sondern schlüpfte wieder in die Rolle der Sphinx. Ohne eine Miene zu verziehen, sagte sie: „Bringen Sie mir doch bitte einen Kamillentee und den Seniorenteller. Danke.“

Tom lachte schallend auf. Dann beugte er sich zu ihr hinüber und küsste sie lange auf den Mund. Die Kellnerin rauschte davon.

„Sie hält mich ernsthaft für deine Mutter“, flüsterte Kristina.

„Wenn du unbedingt willst, lass ich mir einen Vollbart wachsen, dann sehe ich älter aus“, meinte Tom und grinste sie an.

„Ich weiß nicht, ob ich dich im Yeti-Look noch mag“, gab sie zurück. „Und es ändert auch nichts daran, dass ich für deine Mutter gehalten werde. Sei ehrlich: Sehe ich aus, als könnte ich deine Mutter sein?“

„Du willst sie also hören, die grausame Wahrheit“, erwiderte er und trieb es auf die Spitze. „Du willst, dass ich dir diesen glühenden Pfahl der Erkenntnis wirklich ins Fleisch treibe, oder?“

„Du nimmst mich nicht ernst.



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