Robo Sapiens by C. Robert Cargill

Robo Sapiens by C. Robert Cargill

Autor:C. Robert Cargill [Cargill, C. Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
ISBN: 9783641240714
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2019-05-12T22:00:00+00:00


Kapitel 10010

Die Judasziege

1959 hielten es einige Fischer für eine gute Idee, auf den Galapagosinseln drei Ziegen auszusetzen, die sich dort vermehren sollten, damit sie etwas zum Jagen hatten, wenn ihre Fleischvorräte zur Neige gingen. In der Geschichte der dummen Ideen war dies eine der dümmsten – zumindest, wenn man die ökologisch denkenden Menschen jener Zeit befragte. Ironischerweise waren die Menschen damals auf eine eigenartige Weise davon fasziniert, die Natur zu erhalten. Einerseits waren sie sehr damit beschäftigt, die Atmosphäre und die Meere zu verändern, sie rodeten große Wälder und den Dschungel, um Städte und Farmen zu bauen, fühlten sich aber nach all den Schäden, die sie angerichtet hatten, etwas besser, wenn sie dafür sorgten, dass ein paar vom Aussterben bedrohte Spezies doch noch einen Platz auf der Erde fanden, obwohl diese ihre Zeit längst überlebt hatten.

Solche Gefühle hegten sie auch in Bezug auf Schildkröten. Es gab kein Gewerbe, das auf Schildkröten angewiesen war, aber die Menschen mochten sie. Und sie hatten die Galapagosinseln, die in der Geschichte der Evolution einen besonderen Platz einnahmen, besonders ins Herz geschlossen.

Nur vierzig Jahre nach der Aussetzung der drei Ziegen war die Zahl auf hunderttausend angeschwollen, und die Auswirkungen auf die Landschaft waren entsetzlich. Sie hatten das Land verwüstet und, was noch schlimmer war, den Schildkröten ihre Nahrung weggefressen. Das konnte man nicht länger hinnehmen. Deshalb wurde das Projekt Isabella ins Leben gerufen.

Man bildete eine Gruppe Jäger in der menschlichsten Art der Hinrichtung von Ziegen aus, bewaffnete sie mit starken Gewehren und Hubschraubern und ließ sie auf die ahnungslosen Ziegen los. Allerdings erwies es sich als schwierig, alle Tiere zu finden. Deshalb statteten sie einige Ziegen mit Peilsendern aus, gaben ihnen Hormone, damit sie ständig in Hitze waren, und ließen sie laufen, bis sie die versteckt lebenden Artgenossen gefunden hatten. Diese Exemplare nannte man Judasziegen.

Dann folgten die Hubschrauber, und alle bis auf die Judasziegen wurden getötet. Die Kadaver ließ man liegen, damit die Nährstoffe das Land düngten, das die Ziegen zerstört hatten, und das Gleichgewicht wiederhergestellt wurde. Sobald die letzte Ziege einer Herde getötet war, wanderten die Judasziegen weiter, um eine neue Herde zu finden und sich zu paaren, ohne zu bemerken, dass sie dazu beitrugen, ihre Artgenossen auszurotten.

Die Mainframes hatten eine Menge aus dieser Geschichte gelernt. Sie zitierten sie sogar jedes Mal, wenn sie eine neue Kolonie besetzten. Die Diskussionen über diesen speziellen Aspekt zogen sich jahrelang dahin. Gab es tatsächlich Judasbots? Ich hatte das immer für eine moderne Legende gehalten, genau wie die Geschichte des Bots, der angeblich von VIRGIL zurückgekehrt war, oder die KI, die sich ins Internet hochgeladen und heimlich im Hintergrund gelebt hätte, bis schließlich alles heruntergefahren wurde. Aber die Tatsache, dass ich etwas für eine moderne Legende hielt, hieß noch lange nicht, dass ich nicht trotzdem die Augen offen hielt.

CISSUS wurde immer besser darin, uns aufzuspüren und auszurotten. Selbst kleine Kolonien wurden ausgelöscht. Wenn VIRGIL und CISSUS so verdammt effizient waren, warum konnten dann so viele Flüchtlinge entkommen? Warum schickten sie nicht einfach genug Facetten ins Meer, um nacheinander



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