River Girl by Usch Luhn

River Girl by Usch Luhn

Autor:Usch Luhn [Luhn, Usch]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783864560163
Herausgeber: Oetinger E-Books
veröffentlicht: 2013-03-25T16:00:00+00:00


Come gather ’round people

Wherever you roam …

For the times

they are a-changin’.

AM NÄCHSTEN MORGEN REGNETE ES.

Lio wachte davon auf, dass die Regentropfen laut auf das Deck trommelten.

Sie setzte sich verwirrt auf und musste einen Augenblick überlegen, wo sie sich befand. Im gleichen Moment begann Orpheus zu bellen, und sie erinnerte sich wieder an den letzten Abend.

Niclas hatte zusammen mit ihrem Vater bis nach Mitternacht Gitarre gespielt und gesungen, während Lio in der Hängematte herumfaulenzte. Irgendwann war Orpheus frech auf ihre Beine gesprungen und hatte die Hängematte so zum Schaukeln gebracht, dass Lio beinahe in die Nordsee katapultiert worden war. Später war sie so müde gewesen, dass ihr Vater sie wie früher, als sie noch klein war, hinunter in die Koje getragen und ins Bett gebracht hatte.

Sie passte auf, dass sie sich nicht wie gestern den Kopf stieß, als sie aufstand. Zum Glück hatte sie daran gedacht, ihre Regenjacke einzupacken. Die zog sie vorsichtshalber an, bevor sie hinausging.

In der Kombüse stand benutztes Frühstücksgeschirr herum und eine lauwarme Kanne Kaffee. Von Papa, Patty und Niclas keine Spur. Dass Niclas noch schlief, glaubte sie nicht. Schließlich hatte er in der Hängematte übernachtet. Wenn er Pech hatte, war er ganz schön nass geregnet worden.

Lio suchte sich einen sauberen Becher, füllte ihn mit viel Milch und wenig Kaffee und schnappte sich einen übrig gebliebenen Honigtoast. Sie setzte sich auf einen Hocker und guckte aus dem Bullauge hinaus. Dunstiger Nebel hing über dem Hafen, der Himmel war bis auf ein paar dunkle Wolken kaum zu erkennen.

Das waren keine so tollen Aussichten. Ihre Lust, sich mit der Kleinfamilie ihres Vaters unter Deck aneinanderzukuscheln, weil es schüttete, hielt sich in Grenzen. Sie war unschlüssig, was sie als Nächstes tun sollte. So aß sie erst einmal ihren Toast auf und trank den Becher bis auf den letzten Tropfen leer.

»Okay, dann mal los«, machte sie sich selber Mut. Auch wenn es gestern Abend ganz nett gewesen war, fühlte sie sich merkwürdig fremd auf dem Hausboot. Sie wäre gerne mal eine Weile mit ihm alleine gewesen, aber anscheinend gab es ihn zurzeit nur im Doppelpack.

Gerade als Lio nach oben klettern wollte, klingelte ihr Handy.

»Hi, Süße, alle Flossen noch dran?«

»MIMI«, schrie sie erleichtert in das Telefon. »Super, dass du anrufst.«

Sie ging nach nebenan, in das sogenannte Wohnzimmer, und ließ sich auf das grasgrüne Sofa fallen.

»Ist was passiert?«, fragte Mimi alarmiert. »Du hörst dich an, als würdest du gleich absaufen. Blöd, dass es draußen so schüttet. Bei dem Wetter hätte ich echt keinen Bock auf Boot.«

Lio schüttelte den Kopf. »Nein, ist total cool hier, aber …« Sie brach mitten im Satz ab und seufzte.

»… stressen die dich? Oder nervt dieser Niclas?«, fragte Mimi besorgt. »Soll ich vorbeikommen?«

Lio antwortete nicht.

»Ist überhaupt kein Problem, Lio. Ich habe sowieso Lust, mir das Hausboot und so anzugucken.«

Lio überlegte. »Ja, das wär schön. Aber vielleicht sollte ich Papa besser vorher fragen. Ich meine …, es ist ziemlich eng hier, und wenn es regnet erst recht.«

Sie hörte an Deck schleifende Geräusche und dazwischen die laute Stimme ihres Vaters. Entspannt klang anders.



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