Rittmeister Brand; Bertram Vogelweid Zwei Erzählungen by Marie von Ebner-Eschenbach

Rittmeister Brand; Bertram Vogelweid  Zwei Erzählungen by Marie von Ebner-Eschenbach

Autor:Marie von Ebner-Eschenbach [Ebner-Eschenbach, Marie von]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-02-07T16:00:00+00:00


Mit der Andacht war uns aber nicht geholfen, und helfen galt's, und wenn ich ein Kapital war, galt's Zinsen tragen.

Vor kurzem, da ich in der Redaktion des Wochenblattes mein Honorar für ein Gedicht abholte, das der Herausgeber zu einer offiziellen Feier bestellt hatte, sagte der zu mir: 'Ihre Gedichte sind recht schön, wenn Sie aber die Leier, von der in jedem die Rede ist, in die Ecke werfen, und mir einige pudelnärrische Feuilletons leisten wollten, würde dabei für mich und Sie mehr herausschauen, als bei all dem Schwung. Aber der Humor! woher nehmen und nicht stehlen? Sie schon gar. Immer umrauscht von Zaubertönen und verheirathet mit den Kamönen. Von Zeit zu Zeit eine kleine Untreue thät nicht schaden, die verzeiht man auch dem besten Ehemann, aber freilich das Zeug dazu müßte man haben.'

Teufelmäßig gelockt hatte es mich, ihm gleich zu zeigen, daß ich »das Zeug« besaß, und daß die Kamönen, so eng verbunden ich mich auch mit ihnen hielt, mir doch noch nicht die Schlafhaube über die Ohren gezogen hatten.

Meine Herrschaften, am Bette meiner schwerkranken Mutter habe ich mein erstes lustiges Feuilleton geschrieben, und bin dabei — dummer Junge, der ich war — selbst lustig geworden. Eine große Zuversicht erfüllte und beseligte mich durch und durch: Morgen lacht das ganze Städtchen mit mir, und wir bekommen Geld, und meine Mutter wird gesund, denn ich kaufe ihr die theuersten Medikamente und die besten Sachen zum essen und alles was sie freut.

Als ich fertig war mit meiner Arbeit und sie überlas, mußte ich mir den Mund zuhalten, um nicht laut aufzulachen, um nicht einen Jubelschrei auszustoßen, der meine Mutter geweckt hätte. Sie schlief sanft, und ich wagte nicht näher zu treten, schickte ihr nur einen langen, innigen Kuß zu und dachte: Meine Mutter ist jetzt auch mein Kind.



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