Ricou2 by Wickert

Autor:Wickert
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-04-15T00:00:00+00:00

Martine gab Jacques eine lange Telefonliste durch.

Lyse. Die hatte überhaupt nichts mitbekommen. Als Jacques sie anrief, schnatterte sie fröhlich auf ihn ein. Sie saß, seit sie gemeinsam Kaffee in ihrer Küche ge­trunken hatten, in ihrer Wohnung am Schreibtisch, hatte keinen Knall gehört, kein Radio angestellt, und ihre Gesprächspartner aus der Kunstwelt in Madrid -wohin sie morgen für ein paar Tage fliegen würde – und in Paris kümmerten sich nicht um so triviale Informationen wie die Explosion des Dienstwagens eines Untersuchungsrichters. Solche Ereignisse druckten Zeitungen, die sie nicht las.

Ganz anders Margaux, die hatte sich als Erste gemel­det, als die Nachricht vom Anschlag auf ihn über die Ticker lief, und sie stellte sofort einen Zusammenhang zu den nächtlichen Unruhen in La Santé und den Katakomben her, wo auch Semtex gefunden worden war. Aber sie fing das Gespräch ganz privat an.

»Mein lieber Jacques, du bist vor einer Woche mit einer eleganten und sehr feinen Farbigen in der Brasse­rie Lorraine beim Sauerkrautmampfen beobachtet wor­den. Ist Amadée zu Besuch?«

»Nein, ich nehme an, die hat noch nie Sauerkraut gegessen. Sei nicht so neugierig!«

»Oder ist es die Schöne, mit der ich dich bei der Vernissage bei Michel Faublée erwischt habe?«

»Von wegen erwischt. Die habe ich damals doch erst kennen gelernt.«

»Und, wer ist sie?«

»Kommt aus dem Kunstgeschäft. Aber du willst doch was anderes. Das indessen kann ich dir nicht geben.«

»Gebt ihr heute noch eine Pressekonferenz?«

»Nein, nur die Polizei. Wir wissen noch nicht genug, und das, was wir wissen, müssen wir erst einmal genau analysieren. Vor nächster Woche kommt sicher nichts von uns.«

»Ich muss aber ein Stück für die morgige Ausgabe schreiben. Können wir nicht heute Mittag das Sandwich in der Taverne Henri Quatre essen?«

Margaux legte ihre ganze Verführungskunst in die Stimme, aber Jacques’ Abwehrkraft hieß Lyse und war für ihn selbst verblüffend stabil.

»Stimmt wenigstens der Zusammenhang zwischen deiner Bombe und dem Semtex in den Katakomben un­ter La Santé? Oder liege ich ganz falsch, wenn ich das schreibe.«

»Du kannst mich nicht zitieren, aber wahrscheinlich liegst du damit zumindest auf der Linie unserer Über­legungen.«

Margaux hielt sich daran. So weit es ihre Geschichte erlaubte.

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