Revolte gegen die Unsterblichen by Frank Herbert
Autor:Frank Herbert [Herbert, Frank]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-12T04:00:00+00:00
Kapitel 11
In der roten Kugel des Kontrollzentrums waren die Tuyère mit Datenvergleichen und Befehlsdurchsagen beschäftigt. Lichter zuckten auf den Bildschirmen, und die Spione glitzerten. Alle Berichte und Befehle wurden durch die Geräte in mathematische Formeln umgesetzt, in schwingende Kurven und grüne Linien. An diesem Morgen waren es mehr als tausend Regenten, die an den Spionen saßen.
Calapine drehte den Rezepturring an ihrem linken Daumen. Sie war von Rastlosigkeit erfüllt, und sie wußte keinen Namen für ihre Wünsche. Ihre Pflichten in der Kugel widerten sie allmählich an, ihrer Kameraden war sie überdrüssig. Sie verspürte unerträgliche Langeweile. Jeder ihrer Gefährten schmolz mit allen anderen zusammen zu einem unendlich nichtssagenden Wesen.
»Ich habe noch mal das Proteinsyntheseband des Durantembryos studiert«, sagte Nourse. In seinem Reflektor sah er zu Calapine hinüber und trommelte nervös auf den Armstützen seines Thrones.
»Wir haben etwas übersehen«, spöttelte Calapine und sah Schruille an, dessen Hände ruhelos über seine Robe strichen. Auch er war nervös.
»Zufällig habe ich entdeckt, was wir übersehen haben«, erklärte Nourse.
»Nun ... mir erscheint es möglich, daß Potters Operation wiederholt werden kann – vorausgesetzt, wir haben denselben Embryotyp und eine genau dosierte Zufuhr von Spermprotaminen.«
»Hast du den Operationsverlauf rekonstruiert?« fragte Calapine.
»Nicht genau, aber in großen Zügen.«
»Und Potter könnte sie wiederholen?«
»Vielleicht sogar Svengaard.«
»Schütze und bewahre uns«, murmelte Calapine. Das war eine rituelle Formel, die selten einmal an ein Regentenohr gelangte. Diesmal hatte sie selbst die Worte gesprochen, und sie brannten wie Feuer.
»Wo ist Max?« fragte Schruille.
»Er arbeitet«, knurrte Nourse. »Er hat zu tun.«
Schruille sah zu den Spionen hinauf. Hinter diesen Linsen lauerten die Zyniker, die ihr Spiel genossen, die Hedonisten, die um ihr Vergnügen fürchteten, die Unfruchtbaren, die etwas brauchten, um verächtlich grinsen zu können.
Werden wir nun noch eine neue Partei der Brutalen bekommen, überlegte Schruille, die aus Selbsterhaltungstrieb alle Gefühle leugnet? Nourse und Calapine ahnen von dieser Gefahr noch gar nichts. Ihn schauderte.
»Max ruft«, meldete Calapine, »ich habe ihn auf dem Schirm.«
Schruille und Nourse schalteten ihre Geräte parallel und erkannten Allgoods stämmige, muskulöse Gestalt.
»Ich berichte«, begann Allgood.
Calapine musterte sein Gesicht. Es schien vor Angst verzerrt zu sein.
»Was ist mit Potter?« fragte Nourse.
Allgood blinzelte.
»Warum antwortet er nicht?« fragte Schruille.
»Weil er uns verehrt«, spottete Calapine.
»Verehrung wird durch Furcht hervorgerufen«, sagte Schruille. »Vielleicht möchte er uns etwas zeigen, neue Beweise, neue Daten. Stimmt das, Max?«
Allgood starrte vom Schirm herunter einen nach dem anderen an. Wieder hatten sie sich in ein unnützes Wortgeplänkel verloren, dachten nicht an die Zeit, an Beweise und Daten – ein Nebenprodukt endlosen Lebens, des Losgelöstseins von trivialen Notwendigkeiten. Diesmal hoffte er, sie würden unendlich lange so weitermachen.
»Wo ist Potter?« verlangte Nourse zu wissen.
Allgood schluckte. »Potter ... hat sich uns entzogen.« Lügen oder Ausflüchte waren sinnlos, das wußte er.
»Wie?« fragte Nourse.
»Es gab ... eine Gewalttat.«
»Dann zeige sie uns.«
»Nein«, warf Calapine ein, »mir genügt sein Wort.«
»Ich will sie sehen«, beharrte Schruille.
»Wie kannst du darauf bestehen?« fragte Calapine unmutig.
»Du kannst ja gehen«, schlug Schruille vor. »Ich ... will diese Gewalttat sehen.« Er sah Max an. »Nun, Max?«
Allgood schluckte. Das hatte er nicht erwartet.
»Sie ist geschehen, Schruille«, meinte Nourse, »und wir wissen es.
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