Rettungskreuzer Ikarus - 05 - Requiem by Dirk van Den Boom
Autor:Dirk van Den Boom [Boom, Dirk van den]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Atlantis Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
*
Der Schrei war schließlich verklungen. Roderick Sentenzas Gesicht war weiß wie eine frisch gestrichene Wand, und er zitterte am ganzen Körper. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
»Er hat einen Schock!« erklärte Anande und schob die Chefingenieurin beiseite.
Eine Druckspritze entlud zischend ihren Inhalt in Sentenzas Kreislauf. Der Captain starrte den Arzt an. Ein Speichelfaden lief seinen Mundwinkel hinab, und er zerrte unbewusst an seinem Arm, der wie festgegossen in der weißlichen Masse steckte und sich keinen Millimeter bewegen ließ.
»Wie gut, dass der Injektor mechanisch arbeitet«, murmelte Anande und fühlte den Puls des Captains. »Ich habe ihm eine Schmerzmittelkombination gegeben. Was immer ihn quält, er wird es gleich … aha.«
Etwas Farbe kehrte in Sentenzas Gesicht zurück. Er wischte sich mit der freien Hand den Schweiß von der Stirn und blickte den Arzt fragend an.
»Ein Brennen – als ob mich etwas auffressen würde … Ich kann es gar nicht beschreiben«, stieß er schließlich hervor. »Danke für die Injektion.«
Sonja DiMersi wollte die Hand heben, um die Fläche zu berühren, doch Sentenza schlug sie fast brutal zur Seite.
»Nein! Das hat gar keinen Sinn! Wir müssen einen anderen Weg finden, mich hier freizubekommen!«
DiMersi schien einen Augenblick aufbegehren zu wollen, doch dann gab sie nach. »Ich möchte einen Schneidbrenner vom Schiff holen und die Wand aufschweißen!« erklärte sie.
»Er wird sofort seine Energie verlieren!« erinnerte Anande.
»Ich werde ihn mit einer Isolation verkleiden. Das wird etwas dauern, aber es wird funktionieren. Dann schweiße ich den Captain da raus, damit wir ihn in die Medstation bringen können!«
Anande blickte sie hilflos an. »Und wie lange soll das dauern?«
»Schneller, wenn ich sofort gehe!« Die Chefingenieurin sah fragend den Captain an.
»Tun Sie’s – mir fällt auch nichts anderes ein, und verdammt, ich weiß nicht, wie lange ich das hier noch aushalte!« stöhnte Sentenza ächzend. Die Qual in seinen Augen sprach Bände – und traf Sonja DiMersi mit einer Intensität ins Herz, die sie nicht für möglich gehalten hatte.
Mit einer fast zärtlichen Geste legte sie dem Leidenden die Hand auf die Schulter. »Verlassen Sie sich auf mich, Captain!« Damit wandte sie sich um und eilte aus dem Wrack.
Anande stellte sich neben den Captain. »Sir, ich werde Sie jetzt abstützen, damit Sie nicht die ganze Zeit stehen müssen. Wenn sich an dem Gefühl in Ihrem Arm irgendetwas verändert, dann müssen Sie es mir sofort melden.«
Sentenza nickte schwach.
Anande trat aus der Kammer heraus. Er hatte doch erst vor kurzem … ah ja, da war es. Ein herausgebrochener Brocken aus der Wandverkleidung, nicht allzu groß, aber fast rund. Der Arzt stemmte sich gegen das Bruchstück, das sich knirschend in Bewegung setzte. Schwitzend rollte und schob der Arzt das Trümmerstück in die Kammer, direkt hinter Sentenza. Dann entledigte er sich seines Schutzanzuges, faltete ihn zusammen und entnahm seinem Arztkoffer zwei weitere Phiolen für den Injektor. Den zusammengeklappten Koffer legte er auf den provisorischen Sitz, darauf das Kleidungsstück. Jetzt konnte sich der Captain halb hinsetzen.
Sentenza warf Anande einen dankbaren Blick zu. »Nur zwei Phiolen, Doktor? Ich spüre den Schmerz bereits wieder stärker werden.«
Anande sah seinen Vorgesetzten traurig an. »Sir, wenn ich Ihnen mehr als diese beiden Ladungen verabreiche, dann wird Ihr Kreislauf zusammenbrechen.
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