Rendezvous mit Uebermorgen by Arthur C. Clarke

Rendezvous mit Uebermorgen by Arthur C. Clarke

Autor:Arthur C. Clarke
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Science Fiction
veröffentlicht: 2010-09-18T04:00:00+00:00


32 Ein Forscher in New York

Das leise Surren der Armbanduhr weckte Dr. Takagishi aus einem tiefen Schlaf. Ein paar Augenblicke lang wusste er nicht, wo er sich befand. Er setzte sich auf seinem Lager auf und rieb sich die Augen. Dann begriff er: Er war in Rama, und er hatte sich fünf Stunden Schlaf gegönnt.

Er zog sich im Dunkeln an. Dann griff er nach einem geräumigen Tragesack und tastete kurz darin herum. Als die Überprüfung ihn zufrieden gestellt hatte, warf er sich den Gurt über die Schulter und ging zur Tür. Er spähte vorsichtig nach draußen. In keinem der anderen Quartiere brannte Licht. Er atmete heftig durch und schlich sich hinaus.

Der Mann, der die führende Autorität der Erde über Rama war, stahl sich aus dem Lager und strebte der Zylindrischen See zu. Am Ufer angelangt kletterte er langsam die in die fünfzig Meter hohe Kliffwand gehauenen Stufen zum Eis hinunter. Er setzte sich auf die unterste Stufenkante, die verdeckt am Fuß der Klippe lag. Aus seinem Rucksack nahm er Spezialnägel und heftete sie an die Sohlen seiner Schuhe. Ehe er auf das Eis trat, kalibrierte er den Personal Navigator, um sicherzustellen, dass er eine stete Orientierung haben würde, sobald er die Küste hinter sich ließ.

Als er an die zweihundert Meter weit aufs Eis vorgedrungen war, holte Dr. Takagishi den tragbaren Wettermonitor aus der Tasche. Er entglitt ihm und fiel in der stillen Nacht mit einem leisen Klicken aufs Eis. Er hob das Gerät wieder auf. Das Gerät verriet ihm, dass die Temperatur zwei Grad Celsius unter Null war und dass ein leichter Wind mit acht Stundenkilometern über das Eis wehte.

Takagishi atmete tief durch, und der eigenartige, aber vertraute Geruch erstaunte ihn. Verwirrt prüfte er noch einmal die Luft und konzentrierte sich auf die besondere olfaktorische Komponente. Kein Zweifel - es war Zigarettenrauch! Hastig knipste er die Stablampe aus und blieb bewegungslos auf dem Eis stehen. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um eine Erklärung zu finden. Als Einzige unter den Kosmonauten rauchte Francesca Sabadni. War sie ihm vielleicht irgendwie nachgestiegen, als er aus dem Basislager ging? Hatte sie den Lichtschein gesehen, als er den Wettermonitor abgelesen hatte?

Er lauschte, aber es gab keine Geräusche in der lautlosen Nacht Ramas. Dennoch wartete er weiter. Als der Zigarettenduft nach mehreren Minuten verschwunden war, setzte er den Gang übers Eis fort. Alle vier, fünf Schritte hielt er inne, um sich zu vergewissern, dass ihm niemand folgte. Schließlich war er überzeugt, dass Francesca nicht hinter ihm herschlich. Dennoch knipste er aus Vorsicht die Stablampe erst wieder an, nachdem er über einen Kilometer weitergegangen war und Bedenken bekam, ob er nicht etwa vom Kurs abgekommen sei.

Er brauchte insgesamt fünfundvierzig Minuten bis zur Inselstadt New York am anderen Ufer. Hundert Meter vor der Uferlinie holte er eine größere Lampe aus seinem Rucksack, und die geisterhaften Silhouetten der Wolkenkratzer in dem starken Lichtkegel ließen ihm einen Schauder freudiger Erregung über den Rücken laufen. Endlich war er hier! Jetzt endlich konnte er darangehen, die Antworten auf seine lebenslangen Fragen zu finden, ohne dass er durch die willkürlichen, von anderen aufgestellten Zeitpläne behindert wurde.



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