Reichs Kathy by Durch Mark und Bein

Reichs Kathy by Durch Mark und Bein

Autor:Durch Mark und Bein [Bein, Durch Mark und]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-03-22T12:58:04+00:00


13

Am Montag ging ich nicht ins Gerichtsgebäude von Swain County. Stattdessen überquerte ich die Berge in westlicher Richtung nach Tennessee, und am späten Vormittag war ich knapp fünfzig Kilometer nordwestlich von Knoxville und näherte mich der Einfahrt zum Oak Ridge National Laboratory. Der Tag war feucht und trüb, und meine regelmäßig hin- und herklickenden Scheibenwischer hielten mir auf der beschlagenen Windschutzscheibe zwei Fächer frei.

Durch das Seitenfenster sah ich eine Frau und ein kleines Kind, die am Ufer einer Lagune Schwäne fütterten. Mit zehn Jahren hatte ich einen Zusammenstoß mit einem hässlichen Entlein gehabt, das es mit einer Spezialeinheit der Marines hätte aufnehmen können. Ich fragte mich, ob es so klug war, was sie da taten.

Nachdem ich an einem Wachhaus meinen Ausweis gezeigt hatte, fuhr ich über einen riesigen Parkplatz zum Empfangszentrum. Mein Ansprechpartner wartete auf mich, trug mich in die Besucherliste ein, und wir stiegen in mein Auto. Nach hundert Metern wurden meine neue ORNLErkennungsmarke und mein Nummernschild ein drittes Mal kontrolliert, bevor ich durch das Tor in dem Maschendrahtzaun, der das Gelände umgab, fahren durfte.

»Ziemlich strenge Sicherheitsvorkehrungen. Ich dachte, das hier gehört zum Energieministerium.«

»Tut es auch. Der Großteil unserer Arbeit beschäftigt sich mit Energiesparen, Computern und Robotik, biomedizinischen Schutzmaßnahmen und Umweltschutz und medizinischer Radioisotopenentwicklung. Die Sicherheitsvorkehrungen sind dazu da, das geistige Eigentum und die Hardware des Energieministeriums zu schützen. Außerdem haben wir einen Hochfluss-Isotopenreaktor auf dem Gelände.«

Laslo Sparkes war Mitte dreißig, trug aber bereits einen kräftigen Bauch vor sich her. Er war klein, ging leicht gebeugt und hatte ein rundes Gesicht mit Aknenarben auf den Wangen.

Oak Ridge, 1943 in nur drei kurzen Monaten errichtet, hatte als Wunderbaby des Zweiten Weltkriegs begonnen. Tausende starben in Europa und Asien, und Enrico Fermi und seinen Kollegen war auf einem Squash-Platz unter den Tribünen des Football-Stadions der University of Chicago gerade die Kernspaltung gelungen. Oak Ridges Auftrag war sehr einfach gewesen: Baut die Atombombe.

Laslo dirigierte mich durch ein Labyrinth enger Straßen. Biegen Sie hier rechts ab. Links. Links. Rechts. Bis auf die Größe sah der Komplex aus wie eine Wohnsiedlung in der Bronx.

Laslo deutete auf ein dunkles Ziegelgebäude, das für mich nicht zu unterscheiden war von den vielen anderen dunklen Ziegelgebäuden.

»Parken Sie hier«, sagte er.

Ich fuhr auf den Parkplatz und stellte den Motor ab.

»Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie so kurzfristig Zeit für mich hatten.«

»Sie waren für mich da, als ich Sie damals um Hilfe bat.«

Vor Jahren hatte Laslo Knochen für seine Diplomarbeit in Anthropologie gebraucht, und ich hatte ihm einige Proben gegeben. Dann waren wir während seiner Dissertation in Kontakt geblieben und auch in den zehn Jahren, die er nun schon als Forscher in Oak Ridge arbeitete.

Laslo wartete, bis ich einen kleinen Kühlbehälter aus dem Kofferraum geholt hatte, und führte mich dann in das Gebäude und eine Treppe hoch in sein Labor. Das Zimmer war klein und fensterlos und voll gestopft mit alten Stahlschreibtischen, Computern, Druckern, Kühlschränken und unzähligen Maschinen, die blinkten und summten. Glaskolben, Wasserbehälter, Edelstahlinstrumente und Schachteln mit Gummihandschuhen drängten sich auf den Arbeitsflächen, darunter stapelten sich Kartons und Plastikkübel.



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