Reich und arm by Felder Franz Michael

Reich und arm by Felder Franz Michael

Autor:Felder, Franz Michael
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-03T05:00:00+00:00


Fünfzehntes Kapitel

Im Walde

Im ersten Augenblick wollte Angelika der Rasenden nach, wollte noch unter der Haustüre sie mit Gewalt festhalten und ihr den Schwur abzwingen, daß sie nie und nimmer dem Unglücklichen sein Gäu verraten wolle. Aber womit sollte sie das Mädchen zu diesem Schwur zwingen, wenn selbst Mitleid und Liebe zum Vater, der an allem die Schuld hatte, rein nichts über dieses Felsenherz vermochten? Für so hatte sie die Zusel nicht gehalten, sonst würde sie kein Wort verraten haben. Einen Stein, meinte sie, müßt' es erbarmen; die Zusel aber ließ sich das Elend des noch nicht vergessenen Geliebten erzählen, heuchelte noch Rührung, bis sie alle Fäden in der Hand hatte, und eilte dann, ihn womöglich noch tiefer ins Verderben zu bringen. Vorhin sagte sie, aus dem Sack sei fort, und nun? Sie hätte versinken mögen vor Reue und Scham, dennoch versuchte sie nicht, sich mit ihrer guten Absicht zu trösten. Da stand sie und konnte gar nichts tun, was wirklich zum Frieden führen mußte! Wenn sie den Soldaten warnte, so konnte auch das wieder neue Feindschaft erregen. Angelika stand und sann und betete, bis ihr Kind sie von neuem erschreckte. Es hatte manches von dem Mann im Stadel aufgefaßt und behalten, und sie bekam nun genug zu tun damit, ihm die Sache recht lächerlich und unbedeutend darzustellen und soviel Unmögliches einzustreuen, daß, im Fall es plaudern sollte, sich der Andreas nichts mehr aus der Sache mache.

Zusel mußte schon der Leute wegen etwas langsamer durchs Dorf hinausgehen, als ihr anfangs lieb und ihrem Gemütszustande angemessen war. Gewaltsam mäßigte sie ihre Schritte, und das zwang sie gleichsam, auch ruhiger zu denken. Was Angelika von einer Versöhnung mit Hansjörg sagte, tat ihr um so weher, da sie es für unmöglich hielt. Und nun weckte Angelika noch gar mit Drohungen ihren Trotz! Es war gut, daß sie ging, denn nie war sie so hart und kam so weit, als wenn ihr Widerspruchsgeist die Herrschaft über ihr Herz gewann. Sobald dieser schwieg, begann sich die Stimme des Herzens wieder zu regen. Die Worte Angelikas fingen wieder zu wirken an, und noch ganz anders, als da Zusel, ihr gegenüberstehend, nur auf Trotz und Verteidigung sann. Hansjörg konnte doch seine Waren daheim nicht wohl verbergen! Wenn er hausieren wollte, so mußte er damit gleich mitten unter den Leuten sein. Vielleicht ganz zufällig hatte er unter dem Dache eines der Ihren Sicherheit gesucht. Sollte er sie alle für Verräter halten, sie alle verachten? »Nein«, rief das Mädchen, »mir soll er nichts vorwerfen können!«

Sie kam mit dem Vorsatze heim, dem Vater einstweilen kein Wort von der Sache zu sagen. Sie hielt ihn auch, als der Vater sich etwas besorgt über die Anwesenheit eines Grenzjägers im Dorfe aussprach und dabei merken ließ, daß ihm jetzt eine Durchsuchung des Hauses nicht lieb wäre, da man sich für den Winter, wo die Schleichwege über die Berge ganz ungangbar seien, mit manchem einrichten müsse, was so ein Grünrock nicht zu sehen brauche.

Am anderen Tage berichtete die Magd, auf dem Stighof sei laut die



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