Redfield Farm by Judith Redline Coopey

Redfield Farm by Judith Redline Coopey

Autor:Judith Redline Coopey [Coopey, Judith Redline]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2014-10-06T22:00:00+00:00


Kapitel 19

1856 – Juli

Kurz nach neun Uhr rumpelten wir durch Bedford eine staubige Straße entlang in Richtung Mietstall. Wir stellten den Buggy dort unter und gingen zu Fuß zur Postkutschenstation, Lettie drei Schritte hinter mir mit dem weinenden Sam auf dem Arm und einem kleinen Koffer. Das gefiel mir ganz und gar nicht, aber wir mussten unsere Täuschung aufrechterhalten.

Im Holtern und Poltern, Schubsen und Drängeln der Postkutschenfahrt in Richtung Altoona nutzten wir die Gelegenheit, unsere Rollen einzuüben. Denn wir teilten die Kutsche mit zwei Herren und einer Dame. Altoona schien mir noch größer und noch geschäftiger zu sein als sechs Monate zuvor. Sam machte uns mittlerweile ganz schön zu schaffen: Er mochte einfach nicht mehr stillsitzen. Um etwa vier Uhr kamen wir an und gingen die drei Straßen von der Postkutschenstation zu Rachel.

Jacob Schilling war noch zur Arbeit. Daher hatten Rachel und ich etwas Zeit, um miteinander zu sprechen. Lettie und Sam in dieses Haus zu bringen, hieß, das Schicksal herauszufordern. Die Umstände erforderten jedoch die Herausforderung des Schicksals. Er sollte nur ein Wort sagen!

James Buchanan Schilling, drei Monate alt, schlief in seinem Körbchen. Sein Cousin, der neun Monate alte Sam, krabbelte auf dem Boden und war auf Unfug aus. Lettie saß still in einer Ecke der Küche und beobachtete alles. Ich hatte sie vorgewarnt, dass es mit Jacob eventuell Unannehmlichkeiten geben könnte.

Rachel brühte Tee auf und plapperte nervös über den kleinen James. Sie wusste, dass ich Lettie in die Freiheit brachte, und fragte sich ganz offensichtlich, warum ich Sam dabei hatte. Doch vermied sie es, direkt zu fragen.

»Du siehst wirklich wie eine Südstaatenlady aus«, meinte sie. Rachel erwähnte es zwar nicht, doch ich hatte den Eindruck, dass ihr meine Kleidung zu denken gab. Dabei hatte sie selbst die schlichte Art, sich zu kleiden, bereits aufgegeben.

Rachel lächelte Lettie an. »Ich habe gehört, dass du Jesse geholfen hast und bei ihm geblieben bist, bis Ben und Nate kamen. Vielen Dank dafür.«

Lettie nickte.

Ein Scharren und Klirren draußen verriet, dass Jacob von der Arbeit heimgekehrt war und seine Werkzeuge im Schuppen hinter dem Haus verstaute. Ich warf Lettie einen kurzen Blick zu. Rachel stand auf und brachte sie zusammen mit Sam und unserem Koffer nach oben.

»Jacob ist ein guter Mann«, erklärte sie Lettie, »aber wenn er trinkt, wird er manchmal gemein. Am besten, du kommst ihm gar nicht unter die Augen.«

»Müssen wir uns verstecken?«, fragte Lettie und schaute unschlüssig auf Sam.

»Nein. Versuch nur, ihm aus dem Weg zu gehen. Vermutlich geht er nach dem Abendessen aus, und am Morgen muss er früh zur Arbeit. Es könnte also sein, dass du ihn gar nicht zu Gesicht bekommst.«

Jacob zog seine Schuhe aus und klopfte sein mit Mörtelstaub bedecktes Hemd auf der hinteren Veranda aus. Rachel war zurück, bevor er hereinkam, und ging einen Schritt vor das Haus, um mit ihm zu sprechen. Ich vermutete, dass sie ihn auf die Besucher vorbereitete und ihn ermahnte, nicht die Beherrschung zu verlieren. Als ich die beiden auf der Veranda miteinander sprechen sah, erschien Rachel mir recht erschöpft. Das war nicht mehr das hübsche Mädchen, das zwei Jahre zuvor auf dem Pferdefuhrwerk fortgefahren war.



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