Red Hot - The colour of Ruby (German Edition) by Anna Faye

Red Hot - The colour of Ruby (German Edition) by Anna Faye

Autor:Anna Faye [Faye, Anna]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-19T05:00:00+00:00


Kapitel 7

„Molly, haben wir noch Bier?“

Meine Mutter blickte vom Bügelbrett auf, an dem sie gerade stand, und stellte das Eisen in die Halterung. Dann inhalierte sie noch einmal tief aus ihrer Zigarette und legte sie im kleinen Aschenbecher auf dem Regal ab.

„Ich komme schon“, rief sie mit ihrer leicht kratzigen Stimmen und setzte sich in Bewegung, um meinem Vater ein weiteres Bier zu bringen, während dieser Fußball schaute.

Sie trug eine blaue Kittelschürze mit einem Paprikamuster und passend dazu blaue Puschelhausschuhe. Als sie an mir vorbei lief, sah ich ihre Leggins mit Leopardenmuster unter der Schürze herausgucken. Ihre naturroten Haare hatte sie auf Lockenwicklern aufgedreht. Das tat sie samstags immer, um dafür am Sonntag schön auszusehen.

Ein Besuch bei meinen Eltern war immer wie eine ganz abgedrehte Zeitreise. Während Mom ihre Kittelschürzen trug, lief mein Vater noch in Hosen mit Hosenträgern herum und hatte an warmen Tagen bloß ein weißes geripptes Unterhemd, statt normaler Shirts, an. Außerdem lebten sie das klassische Rollenbild von einer Hausfrau, die noch nie gearbeitet hatte, und einem Mann, der für die Rechnungen aufkam und sich dafür von vorne bis hinten bedienen ließ.

Die ganze Sache mit der Emanzipation war an den beiden völlig vorbeigegangen. Mein Vater war zehn Jahre älter als meine Mutter und seit einem halben Jahr in Rente. Seither stand er vom Sofa eigentlich nur noch auf, wenn er schlafen, pinkeln oder essen wollte.

„Hier, Schatz“, sagte meine Mom und drückte ihm ein kühles Bier in die Hand. Ich konnte die beiden von meinem Stuhl aus beobachten. Dad tätschelte ihr dankend den Hintern, während er an ihr vorbei zum Fernseher schielte.

Auf keinen Fall wollte ich das so für mich. Seit Dad nur noch Rente bekam, waren die beiden noch weiter von London fortgezogen, weil das Geld für die frühere Miete nicht mehr ausgereicht hatte. In gewisser Weise stand mein Nachbar Ronald also besser da, doch er musste seine Rente auch nicht durch zwei teilen.

Nein, meine Eltern um finanzielle Unterstützung zu bitten, hatte sich schon allein deshalb verboten, weil die beiden selbst kaum etwas besaßen. Da hätte ich höchstens bei ihnen einziehen können, aber mir reichten meine wöchentlichen Besuche bei ihnen vollauf. Danach verspürte ich immer das dringende Bedürfnis, mir Moms Zigarettenrauch aus den Haaren zu duschen und zu feiern, dass ich keine Hausfrau aus den Sechzigern war, die ihrem Mann das Bier brachte, während er sich den Bauch kratzte.

Obendrein hielt meine Mutter immer ein paar Weisheiten zu viel bereit. Als sie von ihrer Getränkelieferung zurückkam, war es mal wieder soweit: „Ich weiß gar nicht, wieso du noch nicht verheiratet bist. Dein Bruder David hat sich wenigstens eine Frau gesucht.“

„David ist sieben Jahre älter als ich und hat erst vor vier Jahren geheiratet. Ich habe also noch drei Jahre.“

Mom schnalzte mit der Zunge. „Falsch. Du bist eine Frau. Wir suchen uns Männer, die älter sind als wir. Dein zukünftiger Mann hat also noch drei Jahre. Deine Zeit ist eigentlich schon vor Jahren gekommen.“

Ich war ehrlich froh, dass sie nicht das Wort „abgelaufen“ benutzte, obwohl sie es wahrscheinlich dachte. Als meine Eltern geheiratet hatten, war Mom gerade zwanzig gewesen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.