Rebellion des Herzens by Johanna Lindsey

Autor:Johanna Lindsey
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Romance, Western, Historical
ISBN: 3453089081
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1995-04-18T22:00:00+00:00

20

Cassie hatte es, so lange es nur ging, vor sich hergeschoben, noch einmal mit Angel in die Stadt zu fahren, aber nun kam sie nicht mehr darum herum. Ihr Vater liebte keine Überraschungen, daher würde er ihr seine genaue Ankunftszeit sicher mitteilen. Ein Telegramm hätte man ihr zur Ranch herausgebracht, aber ein Brief würde so lange in der Stadt liegenbleiben, bis sie dazu kam, ihn abzuholen. Das hieß, daß sie in die Stadt mußte, und Angel war immer noch nicht bereit, sie allein dort hinzulassen.

Da es nur noch wenige Tage bis Weihnachten waren, mußte sie außerdem einige Einkäufe tätigen. Auch das war ein trostloser Gedanke. Sie hatte sich immer auf diesen Feiertag gefreut, doch dieses Jahr würde es anders sein, denn wenn es keine weiteren Verzögerungen gab und ihr Vater in den nächsten Tagen zurückkehrte, konnte sie nicht das Risiko eingehen, ihren Besuch hier auch noch über die Feiertage auszudehnen. Es würde das erste Weihnachtsfest sein, das sie nicht zumindest mit einem Elternteil verbrachte. Wahrscheinlich würde sie an diesem Tag allein in einem Zug oder einer Postkutsche sitzen und nach Norden fahren. Das war es jedoch nicht, worüber sie an jenem Nachmittag auf ihrem Weg nach Caully nachdachte. Als sie sich nach Jennys Besuch vor drei Tagen auf so unerfreuliche Weise mit Angel gestritten hatte, war es ihr plötzlich mit aller Macht bewußt geworden, daß er bald aus ihrem Leben verschwinden würde, sehr bald, und daß sie ihn dann wahrscheinlich niemals wiedersehen konnte. Sie mochten zwar aus derselben Gegend von Wyoming stammen, aber in all den Jahren, die er in der Nähe von Cheyenne verbracht hatte, waren sie einander auch nicht begegnet. Es gab also keinen Grund zu glauben, daß sich in dieser Hinsicht irgend etwas ändern würde, wenn sie jetzt nach Hause zurückkehrte.

Und selbst wenn sie ihn eines Tages zufällig in Cheyenne treffen sollte, würde Angel wahrscheinlich auf die andere Straßenseite hinüberwechseln, um ihr aus dem Weg zu gehen. Und warum auch nicht? Es war nun wirklich nicht so, als hätten sie sich während dieser Zeit hier besonders angefreundet. Genau das Gegenteil war der Fall. Er konnte es gar nicht abwarten, endlich zu verschwinden, und sie – ihr war während der vergangenen drei Tage pausenlos zum Heulen zumute gewesen.

Überraschenderweise hatte Cassie diesmal, was ihren Ausflug mit Angel betraf, keinerlei böse Vorahnungen. Sie wählte heute sogar mit Absicht die Kutsche, um ihn dazu zu zwingen, ihre Gesellschaft und ihre Unterhaltung zu ertragen. Er jedoch schien nicht bereit zu sein, diese Herausforderung anzunehmen, nahm sein Pferd und hielt sich weit genug von der Kutsche entfernt, um jedes Gespräch während der Fahrt unmöglich zu machen. Und er bemerkte nicht einmal, daß sie unter ihrem pelzbesetzten Mantel nach dem letzten Schrei aus Chicago gekleidet war – in weißer und lavendelfarbener Spitze. Soviel also zu der Tatsache, daß sie sich den halben Vormittag lang mit ihrem Äußeren abgequält hatte.

Tatsächlich wartete in der Stadt ein Brief von ihrem Vater auf sie. Er konnte ihr zwar kein genaues Ankunftsdatum nennen, versprach aber, vor Weihnachten zu Hause zu sein.

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