Real Life (German Edition) by Rautenberg Diana

Real Life (German Edition) by Rautenberg Diana

Autor:Rautenberg, Diana [Rautenberg, Diana]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-23T16:00:00+00:00


Satis-fuck-tion

September

Ich verfluchte dieses Scheißding! Der Computer, mein einstiger Freund, war von nun an mein Feind. Ich wand mich von ihm ab, würdigte ihn keines Blickes mehr und bildete mir ein, es würde ihm was ausmachen. Er ertrug es wie eine Maschine. Was hatte ich auch erwartet? Ich wusste, ich war unfair. Ich wusste, dass meine Wut Shen galt. Jede Beleidigung, die mir einfiel, warf ich ihm an den Kopf. Ich hasste ihn wegen so vieler Dinge, aber ganz besonders, weil er weitergemacht hatte, als ob nichts geschehen wäre. Fiel es ihm denn nicht auf, dass ich weg war?

Okay, Fraser war noch da, täglich waren er und Toby zusammen, aber sah er nicht, dass etwas – oder vielmehr jemand – fehlte? Er musste doch irgendeine Veränderung an Fraser bemerkt haben. Warum fragte er nicht nach mir? War ich ihm so egal?

Während ich Stunde um Stunde und Tag für Tag darüber nachdachte, was Shen wohl denken könnte, tigerte ich Kilometerwege durch die Wohnung. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Ich nahm ein Buch in die Hand und legte ich es nach kurzer Zeit ungelesen wieder weg; ich schaltete den Fernseher an, aber guckte ins Leere; ich aß, ohne etwas zu schmecken und wenn Toby am Rechner saß, stand ich immer wieder wegen fadenscheiniger Gründe auf, um mich zumindest in der Nähe des Monitors aufzuhalten, nur um mit etwas Glück einen heimlichen Blick auf den Chat werfen zu können. Irgendwann merkte selbst ich, dass ich so nicht weiter kam. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Zu meinem Bock, weil Shen meine Abwesenheit nicht mal registrierte und meiner Selbstmitleidstour, weil Toby mich nicht mehr dabei haben wollte, gesellte sich Angst. Angst davor, etwas zu verpassen. Schlussendlich war das der ausschlaggebende Grund, der mich eines Abends wieder in den Schoß des Scheißdings trieb. Wie ein trotziges Kind das nicht zugeben wollte, dass es den Lolli haben will, setzte ich mich mit verschränkten Armen neben Toby. Ich tat, als würde ich mit Waffengewalt dazu gezwungen werden, auf den Monitor zu starren. Schmollend nahm ich zur Kenntnis, das Fraser mit Geri, Illu und Shen – der Teufel sollte ihn holen – in Gruppe war. Gemeinsam schlugen sie auf Skelette ein, bis die Knochen klapperten.

»Willst du die Tasta wieder?«

»Ich rede nicht mehr mit denen.«

»Hmm ...«

»Was Hmm?« Ungehalten sah ich zu ihm rüber.

»Naja. Langsam wird‘s peinlich ...«, meinte Toby geheimnisvoll. Neugier half bei mir Wunder. Auf diese Weise gab er mir die Möglichkeit, wieder Anschluss zu finden. Er wusste, dass ich nur schlecht über meinen Schatten springen konnte. Dankend nahm ich die ausgestreckte Hand entgegen und taten beide so, als wüssten wir nichts von dieser tiefenpsychologischen Glanzleistung.

»Warum?«, fragte ich scheinbar desinteressiert. Im Augenwinkel sah ich, wie er sein Grinsen unterdrückte.

»Also als Erstes ist da mal Geri. Sie fragt ständig nach dir. Ihr ist gleich aufgefallen, dass du nicht mehr da bist.«

»Warum?«, verlangte ich zu wissen. Ich brauchte ein bisschen Balsam für die Seele.

»Weil ich nicht so schnell tippen kann.«

»Und weiter?« Am liebsten hätte ich gefragt, ob sich Shen nach



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