Raven 03: Die Rache der Schattenreiter by Hohlbein Wolfgang

Raven 03: Die Rache der Schattenreiter by Hohlbein Wolfgang

Autor:Hohlbein, Wolfgang [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Der Regen hatte kurz vor Sonnenaufgang begonnen, und mit ihm waren die Kälte des bevorstehenden Winters und das trübe Zwielicht eines Herbstmorgens über die Insel hereingebrochen. Die Temperaturen waren schlagartig gefallen, und der Seewind, der noch am vergangenen Abend mild und fast warm gewesen war, biss jetzt mit Millionen winziger Zähne in Ravens Gesicht.

Er zog die Schultern hoch, vergrub die Linke in der Manteltasche und fuhr sich mit der freien Hand nervös über das Gesicht. Er fühlte sich unwohl. Er fror. Sie waren erst nach drei Uhr in die Pension zurückgekommen, und er hatte während der übrigen Nachtstunden so gut wie gar nicht geschlafen.

Keiner von ihnen hatte die Schattenreiter noch einmal erwähnt. Aber wahrscheinlich hatte Janice genauso wie er an nichts anderes gedacht.

Ihre Worte vom vergangenen Abend gingen ihm nicht aus dem Sinn. Natürlich war es nicht seine Art wegzulaufen – im Gegenteil. Wahrscheinlich hätte er sich wohler gefühlt, wenn er hier bleiben und den Kampf gegen die Dämonen aufnehmen könnte. Aber er konnte nur so lange den Helden spielen, wie sein eigenes Leben auf dem Spiel stand. Und die Tatsache, dass Janice die Unheimlichen ebenso gesehen hatte, war ihm Warnung genug.

Die Bestien würden sich kaum damit zufrieden geben, ihn zu töten. Sie würden auch Janice umbringen – und vielleicht nicht nur sie. Er hatte schon einmal zu spüren bekommen, wie wenig den Schattenreitern ein Menschenleben galt.

Dabei war er sich darüber im Klaren, dass er höchstens ein paar Tage gewinnen konnte. Die Monster waren um die halbe Welt herbeigeeilt, um ihn zu finden. Sie würden ihn auch in London aufstöbern. Aber dort kämpfte er wenigstens auf eigenem Boden. Und dort hatte er Freunde. Außerdem konnte er dafür sorgen, dass Janice außer Gefahr war. Sie hatte zwar noch keine Ahnung von ihrem Glück – aber er würde sie wegschicken, sowie die Fähre an der englischen Küste angelegt hatte. Irgendwohin, möglichst weit weg von London – und von ihm.

Er stand auf, stampfte ein paar Mal mit den Füßen, um das taube Gefühl daraus zu vertreiben, und legte den Kopf in den Nacken. Graue, schwere Regenwolken trieben vom Meer her über die Insel. Es sah aus, als wäre der Himmel heruntergesackt.

»Kein sonderlich schöner Abschied«, sagte Janice neben ihm.

»Auf diese Weise fällt er dir vielleicht nicht ganz so schwer«, antwortete Raven. »Außerdem kann das Wetter in London ganz anders sein. Vielleicht tobt sich das Unwetter hier aus.«

»Das wird es bestimmt«, nickte Janice. »Spätestens, wenn der Mann von der Autovermietung sein Büro aufschließt und feststellt, dass du den Wagen nicht zurückgebracht hast. Du kannst Ärger bekommen.«

»Ich habe ihm einen Brief hinterlassen«, antwortete Raven. »Und ein paar Pfund extra. Vielleicht geschieht ein Wunder und er schickt dir deine Handtasche nach.«

Janice verzog die Lippen. »Du glaubst wirklich an das Gute im Menschen, wie?«, fragte sie.

Raven zuckte wortlos mit den Schultern. Sie hatten den Wagen am vergangenen Abend nicht wiedergefunden. Und sie hatten keine Zeit mehr gehabt, am nächsten Morgen danach zu suchen. Die Fähre, die vor ihnen im Hafenbecken lag, würde in einer knappen halben Stunde ablegen, und das nächste Schiff fuhr erst am Abend.



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