Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) by Summer Halo & Kammer Markus

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) by Summer Halo & Kammer Markus

Autor:Summer, Halo & Kammer, Markus [Summer, Halo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-10-03T22:00:00+00:00


39. Liebe

Das personifizierte Wenn und Aber, wie Romer ihn genannt hatte, beließ es aber nicht bei den Küssen, sondern schob Elsa schon wieder ein Stück von sich fort, um sie genau zu betrachten.

„Was ist das?“, fragte er und legte seinen Finger auf eine Brandnarbe an ihrem Hals.

„Das habe ich überall. Ich bin in Brand geraten auf der Flucht.“

„In Brand?“

„Ich weiß es nicht genau. Der Boden, auf dem ich gelandet bin, hat jedenfalls geraucht.“

„Aber sonst ist alles in Ordnung?“

„Ja“, sagte sie, ohne zu wissen, ob das wirklich der Fall war, und starrte in das Gesicht, das sie so lange vermisst hatte. Da war der vertraute forschende Blick und der Ernst, der sie immer so eingeschüchtert hatte, und auch jetzt bekam sie weiche Knie, da der Mensch, nach dem sie sich die ganze Zeit verzehrt hatte, ihr doch noch viel fremder war, als sie es erwartet hätte. Es wäre leichter gewesen, sich küssen zu lassen, statt ihm in die Augen zu schauen, aber er machte typischerweise keine Anstalten, dies zu tun, sondern schubste sie leicht in Richtung Ruine.

„Los“, sagte er. „Du willst doch nicht etwa neben dem Tor stehen bleiben.“

„Ich habe die ganze Zeit mit Legard neben dem Tor gesessen. Das war sehr entspannend. Er ist nicht ständig auf der Hut.“

„Natürlich ist er auf der Hut und bestimmt habt ihr euch aufs Reden beschränkt, das macht es einfacher.“

„Kann sein“, sagte Elsa und ging barfüßig über das Gras, als täte sie es das erste Mal.

Sie starrte vor sich auf den Boden und bei jedem Schritt wunderte sie sich noch mehr darüber, dass er tatsächlich hier war. Dabei geriet sie ins Trödeln, etwas, das er normalerweise nicht schätzte. Als sie den Blick hob, um zu sehen, wie er es aufnahm, sah sie, dass er einige Schritte neben ihr stehen geblieben war und sie ansah, halb belustigt, halb besorgt.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte er.

Sie schüttelte wie ertappt den Kopf.

„Ich glaube, die Ruine mag ich nicht.“

„Du kennst sie ja kaum.“

„Doch. Hübsch verschneit war sie. Und kalt und dunkel.“

„Wir sind dort geschützter“, sagte er behutsam, als müsse er sie davon überzeugen, dass er keinen Überfall plante. „In der Halle ist es ganz hell. Dort können wir sitzen und vom Tor Abstand halten. Ich bin mir sicher, dass es dir gefällt.“

Wenn er das sagte, dann musste es so sein. Elsa merkte, dass sie mittlerweile doch einige Ängste mit sich herumtrug. Benennen konnte sie sie nicht, aber etwas beunruhigte sie, bis sie an die Schwelle kam, die ins Innere der Ruine führte. Als sie dort stand, hörte die Angst auf.

Jenseits der Schwelle, in einem riesigen Raum, der eigentlich keiner mehr war, weil so viel von den Wänden fehlte, sah sie Sonnenlicht auf Gräsern und Blumen flackern, die zwischen kaputten Steinplatten wuchsen. Das, was von den Wänden noch übrig war, wurde von dicken Bäumen zusammengehalten. Die Wand auf der gegenüberliegenden Seite fehlte fast ganz. Ein paar Fensterbögen hingen noch zwischen baumstarken Efeusträngen, ansonsten war der Blick frei auf den Wald. Es war ein endloser Wald, der sich über kleine und große Hügel hinweg bis zum Horizont ausbreitete, unter einem wolkenlosen Sommerhimmel.



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