R. A. Salvatore - Luthien-Trilogie - 02 by Luthiens Wagnis

R. A. Salvatore - Luthien-Trilogie - 02 by Luthiens Wagnis

Autor:Luthiens Wagnis [Wagnis, Luthiens]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-28T15:55:43+00:00


Luthien war noch nicht voll bei Bewußtsein und ließ es wehrlos geschehen, als sie seinen Kopf vom Lager hob und ihn aufrichtete.

»Auf dem Wall?« fragte er verblüfft. Wie in einem Alptraum kamen ihm die Schreckensszenen des Vormittages in den Sinn, das Gemetzel, das Blut und die Schreie.

»Wir haben standgehalten und ihnen gehörig zugesetzt«, antwortete sie und half ihm auf die Beine. »Das Feld liegt voll mit Zyklopenleichen.«

Luthien gefielen diese Worte, aber er vernahm auch den nervösen Unterton in ihrer Stimme; es schien, als versuche sie sich selbst Mut zuzusprechen. Und so war er nicht überrascht, als sie hinzufügte: »Aber sie haben sich wieder neu formiert und sind im Anmarsch. Du bist nicht schwer verwundet und mußt dich jetzt aufraffen. Wir brauchen dich.« Als was? fragte er sich im stillen. Als Galionsfigur? Siobhan ließ nicht locker, und es drängte sich ihm der Verdacht auf, daß sie ihn sogar noch an die Brüstung stellen würde, wenn er eine Leiche wäre, ein Zwerg, unterm Umhang verborgen, mochte dann womöglich seinen erschlafften Arm führen und den Blender erheben, um den Rebellen auf diese Weise Mut zu machen.

Als Luthien den Wall schließlich erreichte, wußte er jedoch Siobhans Hartnäckigkeit zu schätzen. Das weite Feld vor den Toren Caer MacDonalds war von Leichen bedeckt und blutdurchtränkt, und sooft jemand einen Stein nach ihnen warf, schreckten schwarze Aasvögel in Scharen auf und verdunkelten den grauen Himmel über ihnen.

Luthien glaubte wieder schlecht zu träumen, als er dieses Bild vor Augen sah. Unter den Toten waren auch zahlreiche Männer und Frauen, einige Elfen und sehr, sehr viele aus Shuglins bärtigem Volk.

Aber dem jungen Bedwyr stand nur dieses vor Augen: die toten Zwerge, die tapferen Kerle, die inmitten des heranrückenden Heeres aus dem Boden gesprungen waren, um Chaos und Vernichtung zu stiften, und die ihr eigenes Leben dafür eingesetzt hatten. Nicht einmal, um Caer MacDonald zu retten, hatten sie sich geopfert, sondern nur für die erste Abwehr des feindlichen Ansturms.

Sein Gesicht war aschfahl, als er sich Siobhan zuwandte.

»Wie viele?« fragte er.

»Über dreihundert«, antwortete sie düster. »Allein zweihundert Zwerge.« Dann hob sie den Kopf und straffte die Schultern. »Aber von den Zyklopen sind fünfmal so viele gefallen«, rechnete sie vor.

Luthien blickte zurück auf das Schlachtfeld und das dahinterliegende schwarz-silberne Gewimmel des Avonschen Heeres. Das Licht am grau bedeckten Himmel ließ darauf schließen, daß es um die Mittagszeit war, und schon rückte der Feind wieder näher, um ein neuerliches Blutbad anzurichten.

»Und all das an einem Vormittag«, flüsterte der junge Mann.

Er musterte die eigenen Reihen. Zur Verteidigung würde diesmal keine Mauer auf den Feind einstürzen, kein Überraschungscoup durch die Zwerge mehr möglich sein.

Diesmal würden die Zyklopen geradewegs und ungehindert auf den inneren Wall zumarschieren, und wenn es ihnen gelänge, die Linien der Verteidiger zu durchbrechen, wäre Caer MacDonald verloren, die Rebellion niedergeschlagen und die Hoffnung auf Freiheit vertan. An die Folgen für die eigene Person mochte Luthien gar nicht erst denken, zumal hier mehr auf dem Spiel stand als das eigene Schicksal.

In seine geschundenen Glieder strömte die Kraft zurück; er hob das Schwert und ließ alle, die in seiner Nähe waren, aufmerken.



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