Römer im Schatten der Geschichte by Robert Knapp
Autor:Robert Knapp [Knapp, Robert]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Sachbücher/Geschichte/Vor- und Frühgeschichte, Antike
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Freigeborener: C. Cornelius Cai filius Lupulus = Gaius Cornelius Lupulus, Sohn des Gaius.
Freigelassener: C. Cornelius Cai libertus Lupulus = Gaius Cornelius Lupulus, Freigelassener des Gaius.
Der Freigelassene Gaius Lupulus hätte das »Freigelassener des Gaius« ohne weiteres weglassen können. Der Einschub war ebenso wenig nötig wie die Nennung des Vatersnamens (»Sohn des Gaius«). Zu betonen ist, dass derjenige, der seine Freiheit erlangt hatte, sich dieser Leistung stark bewusst war und sie freiwillig auf seinem Grabstein bekunden wollte. Er war stolz darauf, die Freiheit erlangt zu haben und als freier Mann zu sterben. Gleichzeitig schien es andere Teile der breiten Bevölkerung im Alltag wenig zu kümmern, ob sie einen Freigelassenen vor sich hatten oder nicht.
Wie hoch war die Zahl der Freigelassenen? Wie gesagt, war der Status wesentlich dadurch begrenzt, dass er nur auf diejenigen Sklaven anzuwenden ist, die von römischen Bürgern freigelassen wurden. Diese Bürger stellten bis zur allgemeinen Verleihung des Bürgerrechts im Jahr 212 n. Chr. gerade zehn bis fünfzehn Prozent der Gesamtbevölkerung des Imperiums. Die Zahl ihrer Freigelassenen betrug ungefähr eine halbe Million. Man bedenke, dass der Status mit der ersten Generation erlosch. Innerhalb einer zahlreichen Bürgerschaft wie in Italien oder einer Kolonie römischer Bürger war zu jedem beliebigen Zeitpunkt vielleicht nur eine von zwanzig Personen ein Freigelassener oder eine Freigelassene. In Gebieten mit wenigen römischen Bürgern musste man vermutlich weit über hundert Leuten begegnen, bevor man vor einem Bürger und Freigelassenen stand. Diese Angaben sind zwangsläufig sehr grobe Schätzungen, da demographische Informationen fehlen. Sie geben aber einen gewissen Hinweis auf die tatsächlich sehr geringe Zahl, vor allem im Vergleich zum Anteil der Sklaven, der etwa neun Millionen (15 %) der Gesamtbevölkerung betrug, mit zeit- und ortsbedingten Schwankungen natürlich. Von einer Bevölkerung aus Freigelassenen, die eine freie Bevölkerung ȟbermannte« oder auch nur zahlenmäÃig sehr stark ins Gewicht fiel, kann keine Rede sein. Dieser Schluss steht in klarem Widerspruch zum Bild des »Orontes, der in den Tiber flieÃt«, das die Eliten heraufbeschwören, und ebenso zur angeblichen Beweiskraft der Namen von Freigelassenen, die ich im Vorangehenden kritisch untersucht habe.
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