Quellcode by William Gibson

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Autor:William Gibson [Gibson, William]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-09T05:00:00+00:00


41. HOUDINI

Mit einem Klicken, das er eher spürte als hörte, machte die kleine Zunge im Kopf des Kabelbinders Platz für Milgrims modifizierten Kugelschreiberclip. Er seufzte und genoss einen Moment ungewohnten Triumphs. Dann lockerte er den Kabelbinder, ohne ihn von der Armlehne zu entfernen, und zog sein Handgelenk aus der Schlaufe. Er legte es wieder auf die Lehne und ließ seinen Blick so beiläufig wie möglich über den Park schweifen. Brown war nirgends zu sehen, aber natürlich waren da noch die anderen drei, die er kurz in Browns Zimmer im New Yorker gesehen hatte, und wer sonst noch zu Browns Team Rot gehörte.

Warum, fragte er sich, waren solche Teams immer rot, red of tooth and claw, die Teams von Männern wie Brown? Selten einmal blau. Nie grün, nie schwarz.

Hinter ihm der Fußgängerverkehr eines sonnigen Nachmittags im ganzen Park. Dort waren Leute, das wusste er, deren Hiersein nur ein Spiel war. Die Spiele spielten. Browns Spiel, das Spiel des IF und derer, die mit ihm arbeiteten. Es war keine Polizei zu sehen, bemerkte er, und das kam ihm merkwürdig vor. Andererseits war er hier schon so lange nicht mehr vorbeigegangen, dass er keine Ahnung hatte, welche Art von Präsenz sie derzeit bevorzugten.

»Er muss irgendwie kaputt gewesen sein«, sagte er laut und meinte den Kabelbinder. Dieser Satz war für den Fall gedacht, dass Brown zurückkam, ehe er sich genügend gefasst hatte, um von dieser Bank wegzugehen. »Da habe ich einfach auf dich gewartet.«

Sehr große Hände fanden Milgrims Schultern und drückten nach unten. »Danke, dass du gewartet hast«, sagte eine sonore Stimme, »aber wir sind nicht von der Kripo.« Milgrim sah sich zu der Hand auf seiner linken Schulter um. Sie war riesig, die Hand eines Schwarzen mit glänzendrosa polierten Nägeln. Milgrim verdrehte die Augen, reckte vorsichtig seinen Kopf nach hinten und sah über einer ausgedehnten Steilwand aus schwarzem Pferdeleder ein enormes schwarzes Kinn, makellos rasiert.

»Wir sind nicht von der Kripo, Mr. Milgrim.« Der zweite Schwarze, der gerade das andere Ende der Bank umrundete, hatte seinen schweren Harnischmantel aufgeknöpft und zeigte eine doppelreihige schwarze Brokatweste und ein Satinhemd in der Farbe von Arterienblut mit raffiniertem Kragen. »Wir sind überhaupt nicht von der Polizei.«

Milgrim reckte sich noch ein wenig mehr nach hinten, um zu sehen, wessen Hände wie Kilopakete Mehl auf seinen Schultern lasteten. Beide Männer trugen die engen wollenen Skullcaps, die er in der Wäscherei an der Lafayette schon gesehen hatte. »Das ist gut«, sagte er, nur um irgendetwas zu sagen.

Pferdeleder knarzte, als sich der zweite Mann auf die Bank setzte, sodass seine riesige Lederschulter Milgrims Schulter berührte. »In Ihrem Fall, Mr. Milgrim, wäre ich mir da nicht so sicher.«

»Nein«, sagte Milgrim.

»Wir haben Sie gesucht«, sagte der mit seinen Händen auf Milgrims Schultern. »Nicht sehr aktiv, das geben wir gerne zu. Aber sobald Sie das Handy der jungen Lady ausgeliehen hatten, um ihren Freund Fish zu kontaktieren, hatte er diese Nummer auf seinem Call-Display. Fish als guter Freund von Mr. Birdwell hat ihn natürlich sofort angerufen. Und Mr. Birdwell hat diese Nummer angerufen und die Lady ein wenig ausgehorcht.



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