Quartett im September by Danella Utta

Quartett im September by Danella Utta

Autor:Danella Utta [Utta, Danella]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3
veröffentlicht: 2010-04-19T04:00:00+00:00


Geburtstagsfeier

Mit der Zeit kenne ich nun einige Reiter aus dem Stall, allerdings nur ganz flüchtig. Da ist der Fabrikant aus der Gegend, dem der Kastanienbraune gehört, der kommt meist am Abend und auf die schnelle. Ist ein eiliger, offenbar vielbeschäftigter Mann. Sehr nett ist das Ehepaar Hirte, ihnen gehört ein älterer dunkler Fuchs, den sie abwechselnd reiten. Denn ihnen gehört auch eine renommierte Kurpension am Ort – das weiß ich von Angelika –, und dadurch sind sie jetzt in der Saison mit Arbeit eingedeckt und können nur sehr früh am Morgen oder eben auch am Abend reiten. Der Braune gleich an der Tür, der so kontaktfreudig ist und jedem, der hereinkommt, einen Stups gibt oder, wenn er ihn schon näher kennt, am Ärmel zupft, immer ganz vorsichtig, nur mit den Lippen, nie mit den Zähnen, gehört einem Zahnarzt von Bad Waldhofen. Auch ein schwerbeschäftigter Mann. Und der fünfte einheimische Reiter, von dem ich nicht weiß, wie er heißt und was er macht, ist das Herrchen des Schimmels Balduin. Er grüßt immer sehr freundlich, der Reitersmann, und zieht allein ins Gelände oder reitet den Schimmel in der Bahn, wo ich ihn am ersten Tag getroffen habe. Urlauber sind außer mir noch zwei da, eben die liebreizende Frau Kreutzer mit ihrer Ludmilla und ein Geschäftsmann aus Aschaffenburg, dem ein großer Brauner namens Sorrent gehört. Der reitet nie allein, sondern schließt sich immer Herrn Meisels Truppe an. – Das wär's.

Am nächsten Morgen komme ich mit der stillen Hoffnung in den Stall, Robert wird auf mich warten, und wir können wieder zusammen reiten. Aber Robert ist bereits auf und davon, ich bekomme ihn nicht zu Gesicht. Hat er das absichtlich gemacht? Möglich. Nun, er braucht keine Angst zu haben, ich werde mich ihm nicht aufdrängen. Ludmilla ist auch weg. Vielleicht hat er heute die Dame Kreutzer im Schlepptau.

Am nächsten Tag dasselbe. Auch gut. Falls ich enttäuscht bin, lasse ich es mir nicht anmerken, und falls Lorine enttäuscht ist, sie auch nicht. Wir gehen heute allein nach Norden, allerdings nur über die Straße, nicht über die Bahn. Auf dem Rückweg schlagen wir einen Bogen bis zum großen Wald und reiten quer durch.

Dort im Wald, wie schon einmal, treffen wir Timo und seinen Herrn. Allein. Diesmal reiten wir nicht aneinander vorbei. Wir halten, begrüßen uns, plaudern ein bißchen und reiten dann zusammen heimwärts.

Wir stellen fest, daß das Wetter einfach toll ist, der Himmel blau, so weit das Auge reicht, und dabei ist es warm wie im höchsten Hochsommer. September in Süddeutschland, schönste Zeit des Jahres.

»Heute könnte ich eigentlich wieder einmal zum Schwimmen gehen«, sage ich und erfahre, er war gestern. Ich wollte eigentlich gehen, war nur zu faul. Ich lag auf dem Balkon und habe den ›sizilianischen Falken‹ fertig gelesen. Wirklich ein ausgezeichnetes Buch, ein historischer Stoff und dabei spannender als ein Kriminalroman. Ich sage es ihm, und ich glaube, es freut ihn.

Nachmittags, als ich zum drittenmal das Schwimmbecken durchkreuze, taucht plötzlich sein Kopf neben mir auf. Das Wasser ist nach wie vor sehr frisch, aber ums Herz wird mir warm, wie immer, wenn ich ihn sehe.



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